Pamina.

Eingeschüchtert und mit den Knien angewinkelt, sodass sie die Arme um ihre Beine schlingen konnte und schlussendlich ihre Stirn auf den Knien ruhte, saß sie in dem engen Käfig und fristete ihr Dasein. Von außen konnte man lediglich einen Schleier aus dichtem, dunklen Haare erkennen und die blasse Haut, die noch kaum Sonne in ihrem Leben gesehen hatte. Obwohl sie noch nicht lange in diesem schrecklichen Haus war, merkte man ihr bereits an, dass es derjungen Frau nicht gut tat.
Der Dreck klebte unter ihren Fingernägeln und die Haare strähnten sich bereits. Wenigstens wirkte es nicht so, als müsste sie Hunger leiden, denn die Dunkelhaare war schon immer schlank gewesen und konnte wenig Körpermasse aufweisen. Da sah man es nicht so schnell, wenn die Mädchen kaum etwas zu essen bekamen - gerade so viel, dass es reichte. Aber die Frauen mussten schlank und rank für die Männer sein. Um attraktiv zu bleiben. Zumindest hatte sie das mal am Rande ihres Bewusstsein wahrgenommen.
Viel lieber verflüchtigte sich Pam n ihre eigene Welt, wo sie mit dem Wind in den Haaren am Strand saß, das Wasser plätschern hörte und den Sonnenuntergang genießen konnte. Dort wurde sie nicht behandelt, als würde sie nur ein Tier sein, dass man zur Zucht weiter vermittelte, sondern tatsächlich ein Mensch mit Gefühlen. Weit kam sie in diesem Traum nie, denn normalerweise bekam sie ein schlechtes Gewissen und schrak aus dem Tagtraum hervor, aber dieses Mal war es etwas anderes, dass sie aus ihren Fantasien hervorlockte: die raue Stimme eines Mannes, der sie aufforderte, aus dem Käfig zu kommen. Erschrocken zuckte ihr Kopf hinauf und huschte zu dem Mädchen hinüber, die sie ebenfalls anschaute. In Pams dunklen Augen zeigte sich die Furcht vor der Ungewissheit, als sie sich wieder von dem Abbild der anderen jungen Frau losreißen konnte und hinausgeführt wurde, wo sie in ein Waschhaus gebracht wurde.
Alles hier war neu für die junge Frau, weshalb sie sich mit großen Augen umschaute und eher von einer 'Station' zur nächsten stolperte, bis sie wieder vollkommen hergestellt in einen Raum gebracht wurde, wo sie mit neun anderen Frauen stand, die allesamt erwartungsvoll zu einer tür schauten oder nervös ihr Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerten, auf ihren Fingernägeln kauten oder in den Haaren herumfuhren. Pam tat nichts von dem. Sie bemühte sich um einen neutralen Blick, merkte aber selbst, dass sie alles andere als ausgeglichen aus der Wäsche schaute. Die Dunkelhaarige wirkte eher wie ein in die Ecke gedrängtes Kaninchen, das nicht mehr weiter wusste.
Und da ging die Tür auf, sodass ein Mann mit Klemmbrett und wichtiger Miene eintrat, dicht gefolgt von einem jungen Mann, der zugegeben wirklich attraktiv aussah. Doch sie hob den Blick nur kurz, begann nun doch auf einem Armreif herumzunesteln, den man ihr vorher noch übergestriffen hatte und wusste nicht, wohin sie schauen sollte. Wie verhielt man sich bei solchen Zurschaustellungen? Was musste sie machen? Was erwartete man von ihr?

Alistair.

Schon langsam sollte er sich wirklich eine Frau suchen. Die Worte hallten in seinem Kopf nach, als er sich auf den Weg zu dem lokalen Heiratsmarkt machte und sich die neuesten Charts vom Radio präsentieren ließ. Der neue Wagen war ein Anspron seines Vaters gewesen, der ihm nun schon seit Monaten, wenn nicht sogar Jahren, in den Ohren lag, dass er nun langsam, aber sicher unter die Haube sollte. Es galt als unangebracht, wenn er mit seinem noch jungen 23 Jahren noch immer keine Frau an seiner Seite hatte. Einmal war sein alter Herr derartig in Rage, dass er seinem Sohn ins Gesicht schrie, dass er sich endlich ein Weib suchen sollte, um nicht länger eine Blamage für die Familie zu sein. Das hatte dann doch gesessen, denn Alistair war sehr von sich selbst überzeugt und wusste, dass seine Eltern stolz auf seine bisherigen Leistungen sien konnte.
Wahrscheinlich wollten ihm deshalb auch die lästigen Worte nicht mehr aus dem Kopf gehen, als er sich einen Parkplatz suchte und die Sonnenbrille auf die Nase setze, um beim Aussteigen nicht geblendet zu werden. In aller Ruhe schlenderte er in das klimatisierte Gebäude hinein, wo er an einem Schalter in Empfang genommen wurde und einen Wisch nach dem anderen auszufüllen hatte. Die Fragen kannte er bereits - vielleicht nicht in und auswendig, aber gut genug, um zu wissen, wie viel Zeit dafür in Anspruch genommen wurde - und füllte sie wie die hunderte Male davor auch aus. Nein, es war nicht sein erster oder zweiter Besuch in diesen Hallen. Er zählte gar nicht mehr mit, denn bisher war er mit den präsentierten Frauen nie zufrieden genug gewesen, um sie tatsächlich heiraten zu wollen. Doch nun war er schon knappe drei Monate nicht mehr hiergewesen... also die Chancen standen gut, dass eine neue Lady hier war, die es ihm dann doch angetan hatte
Sobald er die Formulare wieder abgegeben hatte, machte er es sich mit seinem Handy bequem und tätigte einen Anruf, der sich gut in der Wartezeit machen ließ und legte keine Minute zu früh auf, bevor nicht ein Anzugträger auf ihn zukam und meinte, dass die Frauen bereit wären. Durchaus gespannt stand Alistair auf, strich sich durch die braunen Haare und folgte dem Typen. Nervös konnte man sein Verhalten schon lange nicht mehr nennen... Vorfreude und Erwartung waren es eher, die durch seinen Körper rauschten.