Tia

Seine Stimme drang klar zu ihr durch, anders als die restlichen Geräusche. Ein metallischer Geruch stieg ihr in die Nase. Blut. Angeekelt versuchte sie den Kopf wegzudrehen, aber ihr fehlte selbst dafür die Kraft.
Trotzdem fing sie nach einigen Augenblicken zögern an zu trinken. Das Blut tropfte ohnehin schon in ihre Kehle und sie war so ausgetrocknet und ausgelaugt, dass sie jetzt so ziemlich alles getrunken hätte.
Der Blutgeschmack lag ihr bitter auf der Zunge und nur mit viel Mühe und Überwindung brachte sie sich dazu, James Lebenssaft zu trinken. Als sie nicht mehr konnte, ließ sie ihren Kopf wieder zurückfallen und wimmerte, wie ein verwundetes Tier. Bleierne Müdigkeit überkam sie, gegen die sie gar nicht ankämpfen wollte und schlief fest ein.

// Springen wir die paar Stunden bin sie aufwacht?

// Lebenssaft klingt nach Sperma :'D

James

Er hatte einige Runden im kleinen Hotelzimmer gedreht und fast schon Ewigkeiten damit verbracht wortlos aus dem Fenster zu starre, während Tia 'schlief' und sich ihr Körper gegen das fremde Blut in ihrem Körper ankämpfte. Bisher hatte er keine Verwandlung mit ansehen müssen, doch er hatte schon einiges darüber gehört. Was nun aber mit Tia passierte, hatte er sich nicht mal in seinen schlimmsten Alptraum auszumalen gewagt. Ihr Körper war ganz bleich - alabasterweiß. Ihre Adern traten dunkelblau hervor. Er hörte deutlich ihren Herzschlag, der anfangs viel lauter und schneller als sonst gewesen war, doch mittlerweile nur noch höchstens einmal pro Minute kam und so leise war, dass er einer Maus hätte gehören können. Sie würde die Verwandlung überstehen, da war er sich sicher, denn er wusste, dass die dunkelhaarige Frau stark war und nicht so schnell aufgeben würde. Sie wäre einfach zu stolz, um zu sterben, deswegen kämpfte ihr Körper mit all den Mitteln dagegen an.
Gerade wollte er sie zudecken, als ihr Atem und der Herzschlag ganz versiebte und sie langsam die Augen öffnete.

// Nein, tut es nicht :'D eher nach Orangensaft oder so (:

Tia

Schwarz. Weiß. Schwarz. Weiß. Der Saum der Stoffe, die am Himmelbett hingen, waren in abwechselnden Farben der Fäden genäht. Das war ihr davor gar nicht aufgefallen. Außerdem konnte sie sogar zwei Nähfehler ausmachen, die so klein waren, dass es eigentlich irrsinnig war nur darüber zu denken. Doch sie die Dinge nicht einfach nur - sie konnte einfach jedes einzelne Detail erkennen von allem. Es war überwältigend. So viele neue Eindrücke auf einmal stürmten auf sie ein, das ihr Atem sich augenblicklich beschleunigte. Dabei musste sie ihre Lungen gar nicht mehr mit Sauerstoff füllen, es war einfach nur ein Reflex, wie sie ein paar Sekunden später feststellte. Ihr war weder warm, noch kalt. Jedes einzelne Geräusch in diesem Haus konnte sie hören, wirklich JEDES. Als es hier jedoch gleich zu viel auf einmal wurde, versuchte sie das Unwichtige herauszufiltern und konzentrierte sich nur auf das in diesem Raum. Doch das, was alle anderen neuen Eindrück völlig übertönte, war der Hunger. Es fühlte sich nicht mehr wie normaler und echter Hunger an. sondern zu etwas das man mit keinem Essen der Welt sättigen konnte. Ihre Kehle stand förmlich in Flammen und war staubtrocken. Sie hatte das dringende Bedürfnis, mehrere Liter Wasser auf einmal herunter zu kippen.
Es war bestimmt schon eine Minute vergangen, da bemerkte sie James erst. Davor hatte sie ihn nicht wahrgenommen, weil sie ihn einfach nicht gehört hatte. Etwas stimmte nicht. Er hatte keinen Herzschlag mehr und atmete nicht. James war ein Vampir wie sie wusste.

James

"Tia", begann er vorsichtig und setzte sich neben sie auf die Kante des Bettes - "Weißt du was du bist?"
Vermutlich hatte sie schon längst die einzig logische Schlussfolgerung gezogen. Zumindest hoffte er das, denn er wollte es nicht aussprechen. Er wollte sich selbst nicht eingestehen, dass er ihr so etwas schreckliches angetan hatte. Außerdem würden die Ältesten, die quasi immer ein Auge auf die anderen Vampire hatten, nicht gerade darüber erfreut sein. Sie sahen es nicht gerne, wenn jemand verwandelt wird, denn sie befürchteten, dass durch Neuvampire, die sich noch nicht beherrschen konnten, dem - mehr oder weniger- friedliche Pakt zwischen Mensch und Vampir schaden könnten.
James strich sich nervös durch die Haare. Das war neu. Normalerweise war eher nie nervös, doch heute war kein Tag wie sonst. Heute hatte er ganz, ganz großen Mist gebaut.
Er sah auf seine Uhr, die ihm 3:09 Uhr anzeigte. Um fünf würde schon wieder die Sonne aufgehen und Tia war sicherlich hungrig, deswegen sollten sie schnell auf die Jagt gehen und noch ein paar Rehe reißen. Danach würde er Tia wohl oder übel mit nach Hause nehmen müssen, da ihr Haus sicherlich nicht gut genug abgesichert war, um den Tag zu überstehen, obwohl sie als Neuvampir noch nicht so empfindlich auf die Sonne reagiert wie die älteren Exemplare.

Tia

Sie wusste nicht ob sie wütend, traurig oder gar verzweifelt sein sollte. Nur wage konnte sie sich nur erinnern, wie er von ihrem Blut getrunken hatte. Unbewusst fuhr sie mit den Fingerspitzen über ihren Hals, da wo er sie gebissen hatte. Sie fühlte absolut nicht, alles war komplett geheilt. Kurz fragte sie sich, ob das nur ein schlechter Traum war und sie sich alles nur eingebildet hatte. Aber dafür war alles zu real und sie konnte klar denken und Zusammenhänge fassen. Das konnte sie, wenn sie träumte meist nicht. Sie wusste genau was sie war.
"Ich möchte sie sehen", murmelte sie, stand auf und lief ins Bad. Dabei kam sie sich fast so leicht wie ein Federvor, die elegant über den Boden schwebte.
Vor dem großen Spiegel blieb sie stehen und öffnete den Mund leicht. Mit dem Zeigefinger schob sie ihre Oberlippe hoch. Wo waren ihre Fangzähne? Vampire hatten welche, sie hatte sie selbst bei James gesehen.

James

Er beobachtete wie Tia nach ihren Fangzähnen tastete und verwirrt wirkte, als sie keine fand. Lässig lehnte er sich an die Wand des Badezimmes, nachdem er sich aus vom Hotelzimmerboden seine Unterhose gefischt und angezogen hatte. Tia stand noch immer splitterfasernackt dort. Sie war schon schön gewesen, als sie ein Mensch war, doch als Vampir war sie eine wahre Augenweide. Ihre Kurven war umwerfend, gottgleich, nicht von dieser Welt. Und obwohl sie nun eine Untote war, strahlte sie mehr Leben aus, als je zuvor. Ihre Haut schimmerte anmutig, ihre Augen blitzen gefährlich und jeder kleine Makel - jeder Pickel, jede Narbe - war verschwunden und ist durch Perfektion ersetzt worden.
"Die Fangzähne kommen nur raus, wenn du ein Opfer im Visier hast, von dem du dich ernähren willst oder wenn du sexuell erregt bist", informierte er sie und musterte sie weiterhin eingehen. Er musste sich sehr zusammenreißen, damit er bei ihrem Anblick nicht an Sex dachte.
"Wir sollten jetzt jagen gehen. Du bist sicherlich hungrig", meinte er.

Tia

Jagen? Sie war sich sicher, dass sie Menschen nicht als Blutbeutel sehen würde, nur weil sie jetzt...anders war. Wahrscheinlich stand sie einfach unter Schock und nahm diesen alles entscheidenden Lebenswandel noch gar nicht wahr. Das konnte nur ein Traum sein - ein Alptraum. Sie kannte sämtliche Filme und Bücher über Vampire. Ewiges Leben, Schönheit und Stärke. Aber was nützte das einem, wenn man sein ewiges Leben nicht mehr so leben konnte wie man es eigentlich beabsichtigt hatte? Zwar hatte sie bis jetzt nie wirklich über Kinder nachgedacht, da sie einfach noch zu jung dafür gewesen war, aber nun war sie davon überzeugt, dass sie eben diese in ferner Zukunft auf jeden Fall haben wollte. Aber das würde ihr jetzt verwehrt bleiben, oder? Außerdem musste sie Blut trinken. Kein Nutella mehr, keine Schokolade, kein gebratenes Hühnchen mit Knödeln und keine Pfannkuchen.
Erst jetzt wurde ihr wieder bewusst, dass sie noch völlig nackt vor James stand. Von dem Kleiderhaken nahm sie sich einen schneeweißen Bademantel und wickelte sich darin ein. Es fühlte sich plötzlich seltsam an, wenn er sie so ansah.