Murtagh
"Ich hätte aber mein Leben aufgegeben, wenn Dorn nicht wäre." erklärte ich weiterhin, genoss den frischen Wind im Gesicht, der hier oben wehte und die rhytmischen Flügelschläge von Dorn beruhigten mich sehr, weshalb ich mich einfach nur nach hinten lehnte und dösend die Augen schloss. Sie konnte ja immerhin nicht weg und angreifen auch nicht, dass würde ich ja bemerken, wenn sie sich bewegte. Sie lehnte immerhin immernoch an mir.
"Jeden haben düstere Zeiten geprägt. Gab' es bei dir irgendwas, was du etwas bereust, beziehungsweise sehr bereust und es gerne rückgängig machen?" fragte ich sie dann, um im Gespräch zu bleiben. Es war wieder ganz schön, sich mit Jemanden zu unterhalten. Also ich meine mit einem Menschen. Dorn zählte dazu ja nicht. Ich fand' es einfach gut, mal mit Jemanden zu reden und amüsieren tat es mich sehr, dass Morgaine wie ausgewechselt war, etwas ruhiger war und auch mir gegenüber tatsächlich Verständnis zeigte, obwohl sie mich am Anfang bestimmt gerne ungespitzt in den Boden gerammt hätte. Vielleicht würde sie es ja immernoch, aber wenn es so war, dann ließ sie es nun zumindestens nicht mehr ansehen.
Ich werde bald landen. Der Sturm vorhin hat mich meiner Energie ziemlich beraubt, teilte mir Dorn mit und ich zeigte ihm meine Zustimmung.

Murtagh
"Nein, unschuldig kommst du nun wirklich nicht herüber. Nicht jeder schafft es eines der Dracheneier zu stehlen." meinte ich dazu nur. "Was ist denn vorgefallen? Ich habe dir meine Geschichte anvertraut, nun kannst auch du das tun. Töten könnten wir dich sowieso nicht, solange wir nicht wissen, wo das Drachenei ist." gab ich ihr sofort zu bedenken, damit sie das nicht herauszögerte, weil sie Angst hatte. Außerdem weiß sie ja jetzt, wer Dorn und ich in Wahrheit sind.
"Ich sage es mal so ... teilweise schon. Ich wollte auch mal den Rest meiner Familie kennenlernen, sprich Eragon und mein Cousin Roran Hammerfaust - mittlerweile auch sehr bekannt in Alagaesia. Ich hoffe einfach bloß, dass er mir das alles verzeihen kann. Dass er mich einfach als Fammilienmitglied und nicht als Verräter ansieht. Bei Eragon bin ich mir sicher. Er hatte sogar versucht mich aufzuhalten, als ich gehen wollte. Er wird mich mit offenen Armen empfangen." meinte ich dazu und blickte dann zu, wie Dorn langsam auf die Erde zuflog und der kleine Wald unter uns immer näher kam.

Murtagh
"Das ist auch eine ziemliche unschöne Geschichte." murmelte ich etwas verdrossen. Nun verstand ich ihre Reaktion Fremden gegenüber. Was sie mit ihrem damaligen Lehnsherr Ciaorin andeutete und der Tod ihrer Eltern allein war ja schon sehr mitreißend, beziehungsweise denke ich, dass sie das sehr mitgenommen haben musste. Allein das sie andeutete, dass ihr Lehnsherr Gefallen an ihr gefunden hatte und sie deswegen gefoltert hatte. Ich konnte mir ja recht gut vorstellen, dass es nicht nur die Art war, ihren Willen zu brechen. Sie sollte Sachen machen, die sie gar nicht wollte und mir war recht klar welche darunter zählten. Daher wollte ich nicht weiterbohren um nicht alte Wunden aufzureißen.
Ich legte kurz einen Arm um ihren Bauch, als Dorn dem Erdboden näher kam, ich im Sattel etwas weiter nach vorne rutschte und mich mit der anderen Hand an einer Halszacke festhielt, um nicht wegzurutschen. Dorn landete anmutig, dennoch hatte ich Mühe mich beim Aufprall am Boden festzuhalten. Als er sich dann hinlegte, seine riesigen rubinroten Schwingen etwas an den Körper legte, ließ ich sie dann los und auch die Halszacke, kletterte aus dem Sattel nach unten. Ich drehte mich dennoch zu ihr, legte meine Hände wieder an ihre Taille und half ihr aus dem Sattel. Ja, sogar beim Abstieg konnte es Schwierigkeiten geben. Dorn's Schuppen sind sehr scharf, wie die aller Drachen. Ehe sie sich daran verletzte, half ich ihr lieber runter. Ich nahm danach aber auch gleich die Hände von ihr, damit sie mich nicht als den typischen Mann ansah. Das war ich nämlich nicht.

Murtagh
"Ja. Wir holen meinen Anteil, du bekommst dein Geld und ich das Drachenei. Dann bist du mich auch schon wieder los." murmelte ich, zog mir meinen Umhang an, der teilweise mein Gesicht verdeckte und zog mir für den Notfall meinen Gürtel an, in den ich Zar'roc versteckte. Die Klinge des blutroten Schwertes funkelte im Sonnenschein gerade sehr schön und schimmerte wie Blut.
Hoffen wir, dass es kein Blutvergießen geben wird, meinte Dorn, faltete seine Flügel zusammen und legte sich auf die Seite. Ich gehe mich dann irgendwoanders verstecken. Ruf' du mich bitte, wenn es Probleme gibt.
Ich bejahte dies mit einem Nicken und wandte mich Morgaine zu. "Kann ich mir sicher sein, dass du nicht sofort verschwindest?" fragte ich sie eindringlich und musterte sie wieder. "Und wie schon gesagt, wir werden dir auch nichts tun. Außerdem weißt du ja jetzt auch, dass wir nicht die bluttrünstigen Mörder sind, als die wir dargestellt werden." meinte ich. Nicht, dass ich sie hierhergebracht habe und sie mir dann irgendwo in der Stadt ausbüchst. Das wäre überhaupt nicht gut. Aber ich habe sie ja vorhin auch von einer ganz anderen Seite kennengelernt. So wird so doch nicht sein, oder?

Murtagh
Wahrscheinlich. Darauf gab' ich nicht viel. "Gut, machen wir los." sagte ich dann einfach, hatte nur noch beobachtet, wo sie ihre Waffen hatte, damit ich reagieren konnte, falls sie ihr Wort brach und mir an die Kehle wollte. Ich misstraute ihr immernoch ein wenig. Ich merkte schon, dass sie unberechenbar war, dass man sich in ihr nicht täuschen sollte.
Leichter Wind kräuselte meine Haare und man vernahm nur den Gesang der Vögel. Ansonsten Stille, während Morgaine und ich uns der Stadt Ilera - ehemals Uru'baen - näherten und man die hohe Mauer schnell erkannte. Ich überlegte mir schon einmal eine Indentität, damit sie mich auch hereinließen. Caenon, ein Handelspartner aus Dras'Leona. Ware? Nein, das ging nicht. Ich hatte keine Ware, wie konnte ich sie dann täuschen? Lehrling als Schmied vielleicht? Nein, aus diesem Alter war ich raus. Geschichtenerzähler vielleicht? Ja, ein herumlaufender Geschichtenerzähler aus Feinster vielleicht? Ja, das war perfekt.
"Name?" meinte der Soldat an dem westlichen Tor, dass Morgaine und ich anvisiert hatten. "Caenon. Geschichtenerzähler aus Feinster und das ist meine Frau Madeline." meinte ich und deutete auf Morgaine, sah absichtlich zu ihr, damit er mein Gesicht nicht so schnell erkennen konnte. Ich drückte ihm einen Stapel Münzen in die Hand und er ließ uns passieren. Der hat das zum Glück geglaubt. "Hier müsste irgendwo ein Joed leben. Ich habe gehört, dass er ein großen Anteil des Reichtum's von Galbatorix hat. Mir muss er etwas abgeben." sagte ich dann, blieb unschlüssig stehen und starrte den drei Wegen entlang, die sich vor uns erstreckten. Super, aber wohin?

Murtagh
Ich ging auf ihre spöttische Bemerkung nicht ein. Wie meine Schwester sah sie nun wirklich nicht aus und ich glaube auch nicht, dass ich ihren Namen rausrücken hätte dürfen. Ich wartete geduldig bis sie das Gespräch mit dem jungen Mann abgebrochen hatte und lief dann neben ihr her zu dem besagten Haus.
"So vertreibst du ihn doch nur." meinte ich spitz, als sie gegen die Tür hämmerte. Ein gößerer Mann öffnete. War das tatsächlich Joed?, dachte ich misstrauisch.
"Der Herr ist beschäftigt." meinte er höflich. Ein Diener also. Dieser Joed musste nicht schlecht verdient haben, wenn er so ein tolles Haus mitsamt Diener besaß.
"Es ist dringend. Lässt sich ein Gespräch arrangieren? Es ist wirklich wichtig und wir beide haben nicht so viel Zeit, müssen sie wissen." erklärte ich dem Mann.
"Ich werde versuchen etwas einrichten zu lassen. Warten sie eben bitte kurz?" fragte er, verschwand jedoch im Haus bevor ich antworten konnte. Wenig später tauchte ein stämmiger Mann, um die fünfzig Jahre auf. Er trug einen wuscheligen Vollbart, buschige Augenbrauen und eindringlich blickende Augen. Ich blickte mich kurz nach hinten um, aber die Straße war leer, weshalb ich meinen Umhang vom Kopf zog und ihn direkt anblickte. Er sah mich überrascht an. "Was willst du?" meinte dieser Joed misstrauisch.
"Meinen Anteil vom Geld. Es ist wichtig. Ich verschwinde danach auch gleich wieder. Versprochen." meinte ich sogleich. Joed wird mich schon nicht verraten. Soweit ich wusste war das ein ehemaliger Freund von Eragon's Vater Brom. Da Eragon mein Halbbruder war und in gewisserweise ein Freund von mir, wird er sicherlich auch ein gutes Wort über mich eingelegt haben.
"Verstehe. Ich komme sofort." meinte er dann ruhig, verschwand für eine Weile im Haus. Ich hatte schon die Befürchtung, dass er nicht mehr kommen würde und lehnte mich dann leicht gegen die Tür um einem möglichen Gespräch zu lauschen, doch im gleichen Moment wurde die Tür geöffnet.
"Hier. Und jetzt geh' lieber. Auf dich wurde ein Kopfgeld angesetzt und auf einige Andere, aber ich konnte mir nur dich merken." erklärte Joed, zog mir den Umhang wieder über den Kopf und wartete, bis ich den Geldbeutel entgegennahm. Ich vertraute ihm, dass es genug war und nickte, machte dann rasch kehrt.

Murtagh
"Wir laufen aus der Stadt. Wenn die Dorn sehen ist es vorbei." meinte ich dazu bloß und setzte das Thema Kopfgeld und Eragon nicht mehr an. "Außerdem ist er mein Halbbruder und nicht Cousin. Wir haben die selbe Mutter." erklärte ich ihr dann bloß noch im Gehen und spannte mich kampfbereit an, als die Blicke auf mir und höchstwahrscheinlich Morgaine brannten.
Wir treffen uns am Waldrand, Dorn, meinte ich zu meinem Drachen, damit er sich schon einmal bereit machte. Danach würde ich erstmal an einen sicheren Ort fliegen und dort dann den Tausch mit dem Geld und dem Drachenei vonstatten lassen.
"Wir gehen zum nördlichen Tor raus. Die Wächter am Westlichen werden sich sonst wundern, dass wir so schnell schon wieder gehen. Außerdem kommen wir durch das Nördliche schneller zum Wald. Dorn wird dort schon auf uns warten." erklärte ich ihr leise im Gehen, damit niemand Anderes das Gespräch auffing.
"Name?" grummelte der Soldat am Tor und musterte uns sehr eindringlich. Ich senkte den Blick. "Caenon. Geschichtenerzähler aus ... Feinster. Und das ist meine Frau Madeline." sagte ich und nahm Morgaine's Hand, damit das glaubwürdiger wirkte.
"Das Geld bitte!" brummte er ungeduldig und hielt desinteressiert seine freie Handfläche hin. Super, was nun? Ich schob meinen Umhang beiseite um an den Geldbeutel zu gelangen und das etwas unauffälliger, doch der Soldat musste das bemerkt haben.
"Ich glaube kaum, dass ein Geschichtenerzähler so viel verdient!" knurrte er, zog meinen Umhang weg und blickte mich noch überraschter als Joed an. "Wachen!" brüllte er. Ich stieß Morgaine nach vorne. Vielleicht konnten wir entkommen, doch das Gitter fiel vor unserer Nase herunter. Schlecht. Ich wirbelte herum, zog Zar'roc und sah vor mir geschätzte einhundert Soldaten, wenn nicht noch mehr.