Althea / Trinity

"Mhm, ich hab auch eins, auf dem Rücken. Mit 16 hab ich es mir stechen lassen, ist sozusagen meine kleine Jugendsünde." Also ich würde es ihm ja zeigen, aber sicherlich nicht hier in der Bar. Mein Tattoo hatte natürlich eine Bedeutung und ich hatte mir damals vorgenommen, es mir irgendwann stechen zu lassen. Der Auslöser für die Entstehung des Tattoos war der Trotz gegenüber meiner Pflegeeltern gewesen, die - um es zusammenzufassen - die reinsten Spießer waren. Meine echten Eltern waren irgendwelche Junkies und als ich noch relativ klein gewesen war, wurde ich vom Jugendamt eingesackt. Danach ging es dann an die reinsten und vorbildlichen Vorstadtleute. Zusammenfassend hatte ich eine recht angenehme Kindheit gehabt, abgesehen davon das ich nur wenig Freiheiten gehabt hatte.
Bevor ich zu lange grübeln konnte nippte ich wieder vorsichtig an meinem Drink.

Althea

Mit einem koketten Lächeln stellte ich den Drink wieder auf den Tresen, der jetzt genauso leer war wie Joshuas Bier. "Ich würde es dir ja zeigen, aber hier in der Bar kann ich mich schlecht ausziehen."
Erst nachdem die Worte meinen Mund verlassen hatten, merkte ich wie zweideutig das klang. Eben wie eine Einladung. Sofort wurden meine Wangen heiß und ich ließ meine Haare etwas ins Gesicht fallen, damit ich nicht leuchtete wie eine Tomate. Es war einfach schon zu lange her, dass ich abends weg war. Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, wann ich das letzte Mal geflirtete hatte. Und dabei war ich erst 25. Meine Pflegemutter sagte mir oft genug, dass ich lieber die Hausfrau spielen sollte, als Verbrecher zu jagen. Sie meinte außerdem, dass wenn ich so weiter machte, niemals einen vernünftigen Ehemann abbekommen würde und am Ende emsig und alleine verrecken würde. Natürlich nur falls ich nicht vorher von irgendjemanden umgelegt wurde. Ich hatte mir schließlich nicht den sichersten Job ausgesucht.

Althea

Ich schluckte. Also so hatte ich den restlichen Abend nicht geplant und so gern ich mich auch an den eigenen Plan gerne halten würde, war Joshuas charmantem Lächeln nicht viel auszusetzen. Außerdem beruhigte ich mich mit der Aussicht darauf, vielleicht etwas herumschnüffeln zu können.
"Bei dir", nahm ich sein verlockendes Angebot an und erwiderte seinen Blick.
Ohne sich gedanklich weiter mit möglichen Konsequenzen auseinanderzusetzen stand ich auf. Und jetzt? Ich hatte das Handbuch für das "Abschleppen in der Bar" nicht gelesen und war nicht gerade erfahren was One-Night-Stands anging. Deswegen sah ich den blonden Hünen einfach nur erwartungsvoll an mit meine dunklen Augen, die bereits vor Spannung leuchteten.

Althea

Als wir aus der Bar gingen, überlegte ich mir was ich mit meinem Auto anstellen sollte. Ich beschloss es erst morgen wieder abzuholen mit der Hoffnung das es dann noch in einem Stück da war. Überrascht wäre ich nicht, wenn es morgen entweder verschwunden war oder ausgeschlachtet wurde.
Die Frage nach meinem Alter ließ mich vorsichtig werden. Klar, wahrscheinlich war ich paranoid, aber ich wollte so wenig Informationen preisgeben wie ich konnte. Wer weiß wie viele Trinitiys hier lebten die 25 Jahre alt waren?
"Ich dachte eine Lady frägt man nicht nach dem Alter", meinte ich schmunzelnd. Joshua war 27, das hatte ich in seiner Akte gelesen. Ein weiterer Grund warum man mich auf diesen Fall angesetzt hatte, war mein junges Alter gewesen.

Althea

Kurz überlegte ich, ob ich ihm ein falsches Alter nennen sollte, aber die Gefahr war größer, dass ich mich verplapperte, als das er irgendwelche Nachforschungen anstellte. "Ich bin 25", antworte ich nach ein paar Sekunden Zögern. "Und du?", fügte ich noch schnell hinzu. Zwar wusste ich bereits wie alt er war, aber er wusste ja nicht, dass ich es wusste.
Als wir bei seiner Wohnung ankamen, sah ich mich neugierig um. Zwar hatte ich das Gebäude von außen schon oft gesehen, aber noch nie von innen. Es gefiel mir außerdem, dass er an solche Kleinigkeiten dachte wie die Türe aufzuhalten mir den Vortritt zu lassen. Ich stand eben drauf, wenn ein Mann Manieren zeigte.
"Sieht wirklich gemütlich aus", meinte ich schließlich, nachdem ich den Blick durch den Flur hatte schweifen lassen.
Mit diesen Worten zog ich meine Schuhe aus, stellte diese ordentlich zusammen und entledigte mich dann meiner Lederjacke. Mal schauen ob ihm mein Tattoo gefiel.

Althea

Ich nickte nur, als er mir sein Alter nannte. Seine Bemerkung zur Wohnung war verständlich. Obwohl ich immer noch recht positiv überrascht war. Klar, ich hatte jetzt keine abrissreife Bude erwartet, aber eben eine unordentlichere Junggesellenwohnung, die noch nie einen Besen oder dergleichen gesehen hatte.
"Mit Vergnügen", erwiderte ich und überließ ihm meine Jacke. Mit ihm alleine zu sein war etwas völlig anderes, als in einer überfüllten Bar zu flirten. Doch solange er nicht wusste das im FBI-Club war, musste ich eigentlich nichts befürchten. Mein Herz schlug mir trotzdem bis zum Hals und mir wurde warm.
Nachdem er beiden Jacken an die Wand gehängt hatte, begab ich mich in Richtung des mutmaßlichen Schlafzimmer und landete damit auch gleichen den Jackpot. Ein großzügiges Doppelbett stand einladend in der Mitte des Raums. Bevor Joshua ebenfalls zu mir stoßen konnte, nahm ich nochmal einen tiefen Atemzug und versuchte mich zu entspannen. Ich gab mir einen kleinen Ruck und zog mir das Top über den Kopf und ließ es auf den Boden segeln. Mein Tattoo war jetzt gut sichtbar. Es war komplett schwarz und war das Abbild einer Sanduhr. Die Sanduhr war circa zehn Zentimeter lang und ein paar Zentimeter breit. In ihr befanden sich relativ kleine Zahlen, die alle eine besondere Bedeutung für mich hatten. Ich hatte mich für die Sanduhr entschieden, weil für die Zeit an sich sehr wichtig war. Zeit war alles was brauchte, es war das wovon man immer zu wenig hatte und für mich so ziemlich das kostbarste Gut. Das gilt vermutlich für so ziemlich jeden Menschen auf der Erde, aber ich beschäftigte mich auch ernsthaft damit und versuchte wirklich aus meinem Leben etwas zu machen. Etwas Sinnvolles eben.

Trinity

Lächelnd schloss ich kurz die Augen, als er meine Schulter küsste. Wenn das nicht alles nur Tarnung wäre, dann könnte sie es vielleicht noch mehr genießen.
Ich ließ mich von ihm umdrehen und sah dann hoch direkt in seine fesselnd blaue Augen. "Und jetzt würde ich gerne deine gute Arbeit begutachten", murmelte ich und begann sein Hemd (?) langsam aufzuknöpfen ohne den Blick von ihm zu wenden. Nachdem seine Brust frei war, fuhr ich sachte über seine warme Haut. Sein Tattoo war wirklich interessant und am liebsten hätte ich ihn an Ort und Stelle darüber ausgequetscht welche Bedeutung was hatte, aber das war vermutlich zu persönlich und im Augenblick auch unpassend.
"Es gefällt mir", meinte ich leise und legte meine Hände dann auf seine warme Brust.

Trinity

Als er sich zu mir hinunterbeugte und küsste, öffnete ich leicht meine Lippen und schloss die Augen. Wie von selbst legte ich eine Hand in seinen Nacken und die andere an seine Brust. Am Anfang war der Kuss überraschend sanft, doch dann erwiderte ich ihn umso leidenschaftlicher. Ich drückte meinen Körper näher an seinen. Das war ein wirklich angenehmes Gefühl. So weit ich das beurteilen konnte, konnte ich wirklich froh sein, dass Joshua - meine Zielperson - 27 Jahre alt war und nicht 60. Das erleichterte so manches.
Verärgert über mich selbst, dass ich sogar in solch einer Situation noch an die Arbeit dachte, versuchte ich alle Gedanken daran zu verdrängen und den Moment auszukosten. Spielerisch knabberte ich leicht an seiner Unterlippe.