Joshua

Bisher war alles gelaufen wie am Schnürchen. Keine Bullen, keine Probleme. Nahezu perfekt. Auf der Hut musste ich zwar immer sein, aber wenn ich nicht dazu fähig wäre, alles schön verdeckt ablaufen zu lassen und so, dass niemand was mitbekam und ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, dann wäre ich wohl schon längst nicht mehr auf freiem Fuß. Dass mein letzter Bekannter seit einigen Stunden als ermordeter Mann durch ausnahmslos jede Flimmerkisten lief, war mir ehrlich gesagt herzlichst egal. Ein weiteres Rätsel für die Polizei in der Stadt, ein weiterer Toter von weiß Gott wie vielen Toten pro Tag und noch dazu hatten sie ihn erst ganze zwei Tage später aufgefunden. Wirklich eine wahnsinns Leistung meiner besten Freunde in ihrer reinen Uniform.
Ich lenkte meine Aufmerksamkeit von einem Gespräch eines Kumpels mit einem anderen Kerl in Richtung Tür, als mir eine junge Frau auffiel, die offenbar das erste Mal hier in der Bar war. Ich beobachtete sie einen Moment, als sich unsere Blicke trafen und sich beinahe augenblicklich ein leichtes Lächeln auf meine markanten Gesichtszüge schlich. Kurzerhand stand ich von meinem Barhocker auf, schnappte mir meine Bierflasche und lief dann ein paar Schritte an der Bartheke entlang und somit mehr in Richtung der hübschen Brünetten, die ich mit meinen dunkelblauen Augen fixierte. "John, einen Drink für die junge Lady da.." meinte ich mit rauer, laut genügender Stimme, sodass ich mir sicher war, dass die junge Frau mich gehört hatte, schaute kurz zu dem Barkeeper, "... die anscheinend nicht weiß, wohin sie ihren hübschen Hintern bewegen soll." Mit dem letzten Teil meines Satzes schaute ich sie wieder direkt an. Irgendwie kam es mir so vor, als hätte ich sie schonmal irgendwo gesehen, zuordnen konnte ich sie allerdings nicht. Naja. Auch egal. Sie sollte jetzt erstmal ihren Hintern an die Theke bewegen- immerhin verschmähte man so ein Angebot ja nicht, oder?

Joshua

Gott, verdammt, woher kannte ich die Kleine denn? Sie kam mir echt bekannt vor, aber woher konnte ich gerade einfach nicht sagen. Was das betraf stand ich gerade echt total auf dem Schlauch. Naja, egal- früher oder später würde es mir schon noch einfallen. Als die junge Frau sich schließlich auf einen der Barhocker neben mir setzte, musterte ich sie kurz und schaute sie aufmerksam aus meinen meerblauen Augen an. Hübsch war sie definitiv.
Als sie mir kurz darauf ihre Hand hinstreckte und meinte, dass sie Trinity hieß, lächelte ich sie leicht an und griff mit meiner Hand kurz nach ihrer, schüttelte sie leicht. "Joshua" stellte ich mich kurz und knapp vor, ehe ich ihre Hand wieder losließ. "Und, was verschlägt dich hierher?" wollte ich dann von ihr wissen, meine Augen auf ihre gerichtet. Aus der Gegend hier kam sie zumindest nicht, zumindest konnte ich es mir nicht so recht vorstellen. Jeder, der hier in der Gegend wohnte, war schon einmal in der Bar hier gewesen. Die anderen Bars und Kneipen hatten durch etliche Polizeieinsätze ihren Ruf verloren, waren dicht gemacht worden oder weiß Gott warum auf einmal nie mehr auch nur ein einziges Getränk über den Tresen gegangen war. Und hier in dem Laden fand man wirklich beinahe alles- von irgendwelchen hochrangigen Chefs bis zu irgendwelchen aufgetackelten Möchtegernweibern. Kurz ließ ich meinen Blick schweifen, schaute dann aber wieder die Brünette neben mir an, ehe auch ich mich auf einen Barhocker niederließ.

Joshua

Während sie auf meine Frage antwortete, trank ich kurz einen Schluck von meinem Bier, bevor ich die Flasche wieder auf der Theke abstellte und sie ein wenig in der Hand und somit auf der hölzernen Ablage der Theke umher drehte. "Soso.. Und, wie gefällts dir hier?" meinte ich dann, nachdem sie mir mitgeteilt hatte, dass sie erst hierher gezogen war.
Ihre Frage, ob ich jeder Frau einen Drink ausgab die hier reinkam, ließ mich leicht lachen, sie aber mit meinen dunkelblauen Augen beobachten, wie sie sich eine Haarsträhne um den Finger wickelte. "Wenn ich das tun würde, wär' ich wohl schon längst pleite" gab ich belustigt zurück und hob dann eine Augenbraue leicht in die Höhe, ehe ich leicht den Kopf schüttelte. "Nein, nicht wirklich. Du sahst nur ein wenig verloren aus und fast so, als würdest du was suchen.." fügte ich nach einigen Sekunden noch hinzu und schaute sie aufmerksam an.

Joshua

"Tja, soweit ich weiß sind die ganzen hübschen Villen aber voll, da wirst du wohl doch erstmal noch ein Weilchen hierbleiben müssen" erwiderte ich und zwinkerte ihr belustigt lachend zu- auf den ersten Blick hin glaubte ich zumindest nicht, dass sie Millionen auf ihrem Konto liegen hatte. Eher unwahrscheinlich. "Schönere Gegenden als die hier gibt es allerdings durchaus." Das hier war zwar nicht gleich die Gegend, die den Arsch der Stadt darstellte, aber sie lag eben doch im unteren Bereich.
Meine Gesellschaft war also auch nicht übel? Hmm. Na wenn sie meinte. "Und wen hast du gesucht? Kennst du hier schon jemanden?" wollte ich dann von ihr wissen und musterte sie kurz, ehe ich einen erneuten Schluck von meinem Bier nahm.

Joshua

Kunden also. Kunden? Was für Kunden hatte denn jemand, der erst hergezogen war? Also wie jemand, der Drogen verkaufte sah sie schonmal nicht aus. Prostituierte? Nein, so wirkte sie auch nicht, auch wenn man da ja niemals wissen konnte, aber nein, so schätzte ich sie auf den ersten Blick nicht wirklich ein. Was kam denn dann noch in Frage? Staubsaugerverkäuferin? Haha.
Wobei sie mich dann doch recht schnell aufklärte- und mir somit mitteilte, dass sie Künstlerin war. "Du malst also? Ist das nicht ein wenig.. brotlos? Oder verdienst du mit deinen Bilder schon so viel, dass du dir damit dein ganzes Leben finanzieren kannst?" hakte ich nach einigen Sekunden ein wenig genauer nach und neigte den Kopf leicht zur Seite, bevor ich die Ärmel meines Pullovers ein wenig zurückschob, sodass ein Teil meiner Tattoos auf den Armen zum Vorschein kam.

Joshua

Es war selten, dass man als Künstler mit seinen Bildern wirklich viel verdiente. Meist waren die Maler schon längst tot, ehe ihre Bilder an Wert gewannen oder man verdiente eben nie wirklich viel an den Bildern. Wobei.. wenn sie- wie sie gerade sagte- manchmal was an die Oberschicht ging.. Naja, egal. Vorerst zumindest. "Okay. Also musst du dann von Glück reden, wenn du überhaupt erstmal bei der Oberschicht durchkommst, dass die aufmerksam auf dich und deine Bilder werden. Sicher nicht leicht" gab ich von mir und fuhr mir kurz durch die kurzen, blondbraunen Haare.
Als ihre Aufmerksamkeit auf meine Tattoos fiel, folgte ich ihrem Blick kurz und zuckte leicht mit den Schultern. "Ich begnüg' mich eher damit die Leinwand zu sein. Selber Tattoos stechen ist nicht so mein Ding, da hab ich nicht die Geduld dazu" meinte ich und zwinkerte ihr kurz zu.

Joshua

Es hatte mit einem kleinen Tattoo am rechten Oberarm angefangen, dann war noch ein weiteres kleines Tattoo hinzugekommen und schließlich war mein ganzer rechter Arm volltätowiert gewesen. Schließlich war noch der komplette linke Arm hinzugekommen und dann noch die Vorderseite meines Oberkörpers, sprich Schultern, Schlüsselbeine, Brust und Bauch. Das größte Tattoo was ich besaß war der Löwenkopf auf meinem Bauch. Er stand dafür, dass ich im August geboren war und außerdem stand er für Stärke und Willenskraft. Wohl auch für Durchsetzungsvermögen. Kein einziges meiner Tattoos bereute ich, sie hatten alle eine Bedeutung.
Um allerdings selbst Tattoos zu stechen.. naja, tun würde ich es schon gerne, aber ich wusste ganz genau, dass ich nicht die nötige Geduld dafür aufbringen können würde, um an so einem Projekt wie dem Löwenkopf für Stunden herumstechen zu können. Dafür herhalten- kein Problem. Aber stechen? Bestimmt nicht. "Ich hab versucht mir mal selber was zu stechen, ging aber nicht gerade gut, mittlerweile ist es auch längst in was anderes eingearbeitet worden" meinte ich dann noch kurz und lächelte leicht, als sie einen weiteren Schluck von ihrem Drink nahm und ich sie währenddessen doch auch ein wenig neugierig mit meinen dunkelblauen Augen musterte.