Trinity

Als er sich wieder ins Bett zu mir legte und mich dann anlächelte, keimten langsam Zweifel in mir auf. Auf den ersten Blick schien er ein wirklich anständiger Kerl zu sein, und der Sex war ziemlich gut gewesen. Vielleicht war er selbst nicht kriminell und hatte nur Beziehungen zu Leuten, die sich bereit strafbar gemacht hatten. Natürlich verließ ich mich nicht auf den ersten Eindruck, ich würde der Sache natürlich noch weitergehen, aber trotzdem traute ich ihm einfach nicht zu, dass er so dermaßen kriminell war und seine Spuren so gut verwischte. Andererseits musste ich wirklich zugeben, dass seine Wohnung relativ sauber und geordnet war. Jedenfalls um einiges ordentlicher als ich. Diese Ordnung fand ich recht ungewöhnlich, aber vielleicht war ich es auch einfach nicht gewohnt, dass allein lebende Typen ordentlich sein konnten.
"Ich würde sagen, dass wir das irgendwann wiederholen sollten", meinte ich schief lächelnd.

Trinity

Ein freches Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. "Das lässt sich arrangieren", stimmte ich ihm zu. Als er mir eine Strähne aus dem Gesicht strich und mit seinem Finger über meine Wange fuhr hielt ich unbewusst die Luft an. Ich drehte den Kopf in seine Richtung, sodass sich unsere Blicke trafen. Augenblicklich bekam ich ein schlechtes Gewissen. Unter anderen Umständen wäre ich mit Joshua sicherlich nicht mal ins Gespräch gekommen. Wenn er unschuldig war, hatte ich ihn schamlos angelogen und das ohne rot zu werden.

Trinity

Mit geschlossenen Augen erwiderte ich den Kuss. Doch als er meinte, dass er sich gerne meine Bilder ansehen würde, wurde ich etwas unruhig. Zwar hatte ich etwas Malzeug zuhause für meine Deckung, aber Bilder hatte ich keine gemalt. So früh hatte ich mit seinem Besuch ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ich nahm mir vor, gleich mit den Bildern anzufangen wenn ich zuhause war.
Damit er meine Unruhe nicht falsch interpretierte, zog ich Joshua ein kleines Stück zu mir um meine Lippen wieder auf seine zu legen. Das war wirklich meine Lieblingsablenkung. Sanft strich ich ihm währenddessen mit der Hand durch seine kurzen Haare.

Trinity

Als er sich wieder zurück in die Kissen fallen ließ, rollte ich mich in seine Richtung, sodass ich jetzt auf der Seite lag. Auf seine Frage hin wann und wo wir uns das nächste Mal treffen sollten, dachte ich kurz nach. Morgen wäre etwas kurzfristig, wegen den nicht vorhandenen Bildern, aber trotzdem machbar. "Morgen Abend würde gehen. Ich habe keinen festen Job, da kann ich flexibel sein", meinte ich schmunzelnd. Ich fühlte mich ehrlich gesagt ein wenig geschmeichelt, dass er sich so bald wieder mit mir treffen wollte. Natürlich hatte ich bereit auch andere nette Typen kennengelernt, aber die waren eben nicht so charmant.

Trinity

Etwas erledigen? Sofort wurde ich wachsam. "Was mit deiner Arbeit?", fragte ich ihn unschuldig lächeln. Ich war nicht Schnee von gestern, ich wusste, dass wenn ich zu sehr in seinen Gelegenheiten herumstocherte, er misstrauisch werden würde. Aber diese Frage war doch berechtigt, oder? Schließlich hatte ich immer noch keine Ahnung über seine Arbeit, irgendwie musste er ja die Miete und alles bezahlen. Vielleicht war es nur harmlose Schwarzarbeit? Dafür würde ich ihn nicht verknacken, es gab schließlich tausende in der Stadt die nicht ganz legal arbeiteten. Fragte sich nur wie illegal sein Job war.

Trinity

Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass er etwas genauer sagte was er arbeitete. Aber ich bohrte nicht weiter. Seinen Zwinkerer registrierte ich mit einem Grinsen.
"Ich wohne in der Melbourne Street in dem einzigen weißen Haus und zwar im Dachgeschoss."
Ob er es komisch finden würde, dass ich ungefähr nur fünf Gehminuten von ihm entfernt wohnte? Außerdem hatte ich keine Ahnung, was ich jetzt machen sollte. Sollte ich hier übernachten und erst morgen in der Früh verschwinden oder schon in fünf Minuten? Ich hatte zuvor nur einen richtigen One-Night-Stand gehabt und an den erinnerte sie sich größtenteils nicht mehr. Wirklich Ahnung und Erfahrung was das anging hatte ich also nicht.

Trinity

"Klar, wie gesagt ich bin sehr flexibel", meinte ich und warf ihm einen sehr eindeutigen Blick zu. Man, er war echt ein Leckerbissen. Unwillkürlich musste ich mich fragen, wie viele Frauen vor ihr schon einen Teil vom Braten abbekommen hatte.
Doch im Moment war sie wirklich sehr müde und erschöpft und würde am liebsten an Ort und Stelle einschlafen.

Trin

"Ganz meinerseits", murmelte ich, während mir meine Augen zufielen. Mein letzter Gedanke war, dass ich hoffte nicht zu schnarchen. Ich schlief relativ ein und träumte rein gar nichts, weswegen ich umso besser schlief.
Als ich mehrere Stunden später aufwachte, rückte ich so leise wie ich konnte von Joshua ab, an den ich mich in der Nacht dann wohl auch noch angekuschelt hatte. Auf Zehenspitzen sammelte ich meine Wäsche ein, zog mich an und verschwand aus dem Schlafzimmer. Ich hatte keine Ahnung wie lange er noch schlafen würde und ich hatte noch viel zu tun. Außerdem konnte ich mir ein gemeinsames Frühstück schlecht vorstellen. Nachdem ich mich vollständig angezogen hatte, suchte ich in der Küche noch einen Klebezettel und einen Stift. Ich schrieb ihm nochmal meine Straße und Hausnummer auf, nur falls er sie gestern vergessen hatte. War schließlich auch schon spät gewesen. Ich unterschrieb mit "Xo Trin". Kurz spielte ich mit dem Gedanken mich in seiner Wohnung noch etwas genauer um zu sehen, aber ich hatte Angst, dass er aufwachte und mich auf frischer Tat ertappen würde und ließ es lieber sein. Sicherlich würde ich bald eine bessere Gelegenheit finden.
Als ich seine Wohnung hinter mir ließ, schloss ich die Wohnungstüre beinahe geräuschlos und machte mich dann auf den Weg nach Hause. Die letzte Nacht bereute ich keineswegs.