Derek

Als ich den Laden betrat und die Verkäuferin, Sophie, entdeckte, war ich sofort in meiner Rolle. Ich legte mein charmanteste Lächeln auf und nahm die Hand von Sophie und berührte sie mit meinen Lippen.
"Es ist mir eine Ehre, solch eine attraktive und natürliche Schönheit an diesem verlassenem Ort anzutreffen. Ich möchte mich ganz offiziell vorstellen, ehe ich Sie heute Abend zum Essen ausführe. Mein Name ist Derek Alcide und bin Student an der Yale Universität", stellte ich mich ihr ganz förmlich vor.
Sophie errötete und kicherte hinter vorgehaltener Hand. Wie alt war sie? 8? Naja, ich spielte gerade schließlich auch Prinz Charming.
"Freut mich auch, S-sie kennen zu lernen, D-e-r-e-k", begrüßte sie mich, wobei sie meinen Namen so lange und fast stöhnend aussprach.
Wenn ich so weitermachte, bekam sie noch einen Orgasmus. Sie war das gefundene Fressen für mich.
"Den Umständen entsprechend möchte ich mich natürlich auch kleiden. Sie haben in ihrer exquisiten Boutique nicht ganz zufällig etwas von Hugo Boss? Das steht mir nämlich ausgezeichnet."
Ich warf Ariana einen schelmischen Seitenblick zu. "Und für meine Freundin, die für mich wie eine Schwester ist, hätte ich gerne auch etwas Schickes. Ich dachte dabei an etwas sehr kurzes und ausschnitt betontes. Rot wäre doch eine passende Farbe", fügte ich noch schadenfroh hinzu.
Es würde lustig werden, Ariana so einzukleiden wie ich es wollte und diese naive Sophie auszunutzen.
Sophie nickte kurz und verschwand dann im Hinterzimmer. Wenige Augenblicke später kam sie zurück und hielt in der einen Hand ein paar Kleider und in der anderen einen schicken Anzug.
"Der Anzug ist von Armani und von bester Qualität. Alles in diesem Laden ist jedoch Second-Hand-Ware", erklärte sie uns.

Ariana

"Komm mal raus und lass sich ansehen", zwitscherte Sophie aufgeregt, nachdem sie mir das erste Kleid überreicht und mich in eine der Kabinen geschickt hatte. Wenn sie mit mir sprach, hatte sie keinen komischen Sprachfehler. Nur bei Derek hatte sie den. Er schien sie extrem nervös zu machen.
"Ich sehe aus wie eine Prostituierte", murrte ich missmutig und musterte mich im Spiegel der Umkleidekabine. Leider hatte sie auf Derek gehört, als er für mich ein kurzes, tief ausgeschnittenes, rotes Kleid verlangt hatte. Das Kleid passte zwar wie angegossen und ich fühlte mich daran sexy und begehrenswert, doch genau das wollte ich in der Gegenwart von Chris nicht sein. Es würde so oder so schwer werden mir seinen Penis vom Hals zu halten.
"Ich werde nicht rauskommen. Bitte gib mir ein anderes Kleid", bat ich sie. Eigentlich gefiel mir das Kleid, deswegen war es schwer mich davon zu trennen, aber an diesem Abend wollte ich alles andere als sexy aussehen.
"Ich gebe dir ein anderes Kleid, wenn du einmal rauskommst und dich uns präsentierst", erwiderte sie und kicherte leise. Ihr Gekicher klang nach dem einer 5-jährigen.
"Na gut." Ich öffnete den Vorhang der Kabine und trat aus ihr heraus. Ich vollführte eine kleine Drehung, damit die beiden eine 360 Grad Ansicht von mir in dem Kleid bekamen. Komischerweise war ich gespannt auf Dereks Reaktion. Ich sah ihm in die Augen und versuchte zu erkennen was er dachte.

Derek

Als ich Ariana in dem Kleid sah, war ich mehr als positiv überrascht. Das Kleid betonte ihre Vorzüge und ließ sie extrem sexy aussehen. Ich hatte gewusst, dass es ihr stehen würde. Irgendwie nahm ich sie plötzlich ganz anders wahr. Der Gedanke, dass Chris sie ebenfalls in dem Kleid sehen und vermutlich danach auch vögeln würde, machte mich eifersüchtig. Ich zog die Augenbrauen finster zusammen. "Du solltest dir etwas anderes anziehen", meinte ich kühl und verschwand wieder in meiner Umkleide.
Den Anzug hatte ich bereits angezogen und würde erst später zum Essen anziehen. Währenddessen brauchte ich noch bequemere Kleidung.
"Sophie? Hast du auch Jogginghosen und Pullis?", richtete ich mich wieder an Sophie.
Ariana und ich waren schließlich noch auf der Flucht und da durfte es an so einfachen Sachen nicht fehlen.
"Klar", meinte die Rothaarige darauf zögerlich.
Ihr fiel wohl auf, dass ich etwas zu viel verlangte. Als ich aus der Umkleide kam, legte ich ihr einen Arm um die Schultern und flüsterte ihr ein paar schmutzige Dinge ins Ohr die sie zum kichern brachte. Danach zog ich meinen Arm wieder zurück und sie verschwand wieder, um das Gefragte zu holen.

Ariana

Die Reaktion von Derek hatte ich wirklich nicht erwartet. Wieso hatte er so finster drein geblickt? Ich dachte immer er mochte leicht bekleidete Frauen. Außerdem hatte er ja das Kleid ausgesucht, also woher rührte seine plötzliche Abneigung?
"Ich finde das Kleid steht dir super", machte mir Sophie ein Kompliment und kicherte mal wieder leise. Sie war ja eigentlich echt süß und liebenswert, doch ihre Kichern brachte mich auf 180.
Sie brachte mir noch ein anderes, sehr schlichtes Kleid (BiiLd x33 ... Keine Angst, war nur ein Scherz :'D). Es war ein rosé farbendes Kleid, das mich - in Kombination mit meiner blassen Haut - unschuldiger erschien ließ als ich eigentlich war. Es endete knapp oberhalb meines Knies, besaß einen Herzausschnitt, war trägerlos und eng an der Taille und darunter locker und fließend. Ich wirkte nicht sexy, sondern süß und niedlich, doch trotzdem fraulich und elegant. Das Kleid war perfekt.
Ich suchte mir außerdem noch ein paar normale Klamotten, Schuhe, High Heels für das Kleid und Schlafsachen aus. Als Sophie mir alles in eine Tüte packte, lächelte sie mich freundlich an, dann kicherte sie wieder und sagte: "Das rote Kleid stand dir wirklich gut. Ich habe es für dich mit eingepackt."
Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich liebte dieses Kleid.
"Nein, das musst du nicht. Derek und ich haben eh schon viel zu viel genommen." Zwar wollte ich das Kleid unbedingt, aber ich kam mir mies vor Sophie so viel zuzumuten.
"Schon gut, geht aufs Haus", widersprach sie mir zwinkernd. Ein Kichern folgte sogleich.
Sophie war zwar kindisch und nicht gerade die Schönste, aber sie hatte wahrlich ein Herz aus purem Gold.

Derek

Das rote Kleid (die sieht genau aus wie Ariana o.o) hatte mir weitaus besser gefallen, als dieses Niedliche. Sophie packte alles in eine Tüte, in der sehr sehr sehr viele Klamotten waren, und legte noch eine Krawatte oben drauf.
"Ich freu mich schon auf heute Abend", hauchte sie und zwinkerte mir zu.
"Ja, ich mich auch. Total", erwiderte ich und lächelte gezwungen.
Im Gehen nahm ich mir noch vier Schokoriegel mit und folgte dann Ariana zurück zu unserem (gestohlenen) Auto. Der Gedanke behagte mir nicht, noch sehr viel länger hierzubleiben. Es wurde sicherlich schon nach uns gesucht. Bald würden wir in sämtlichen Zeitschriften und Fernsehsendungen zu sehen sein.
"Ganz vielleicht sollten wir das Doppeldate heute Abend sausen lassen und von hier verschwinden. Klamotten haben wir ja jetzt."

Ariana

"Dein Anzug stand dir echt gut", machte ich ihm ein Kompliment - "Ich wusste nicht, dass du so schick aussehen kannst. Der Anzug hat fast deine Hässlichkeit wett gemacht, aber leider auch nur fast."
Ich schenkte ihm ein selbstgefälliges Grinsen und lehnte mich an 'unser' Auto.
"Dafür wäre ich auch. Ich habe echt keinen Bock auf Chris", stimmte ich ihm zu und sah auf meine Uhr. Es war schon Mittag.
"Wir können ja jetzt jetzt Mittagessen gehen und da ein paar Brote oder sowas mitgehen lassen, dann haben wir noch was für nachher", schlug ich vor. Mein Magen knurrte eh schon gewaltig.

Derek

Ihren zickigen Kommentar ignorierte ich. "Gute Idee. Aber ich würde schon verstehen, wenn du dich mit Chris heute Abend treffen willst. Damit ihr zwei..", vielsagend wackelte ich mit den Augenbrauen und lachte.
Die Schokoriegel hatte ich, egoistisch wie ich eben war, in der Fahrertür versteckt. Teilen würde ich die ganz bestimmt nicht.
"Lass und das Essen jetzt gleich holen. Brauchst du sonst noch irgendwas? Mädchenkram oder so? Schminke wäre vielleicht angebracht, damit du noch ein wenig von deinem Gesicht retten kannst und mir den jetzigen Anblick ersparen kannst für die nächsten Tage", schlug ich zufriede grinsend vor.
Ein Holzhütte im mittelalterstil stand unweit von hier entfernt. Dort war das Essen, ich konnte es fühlen.

Ariana

"Bist du etwa eifersüchtig, dass Chris ein Date mit mir hat und du nicht?", wollte ich belustigt wissen und meinte es eigentlich nicht mal ernst. Natürlich wusste ich, dass Derek nichts von mir wollte, aber sein Spruch kam ein wenig so rüber und außerdem wollte ich ihn einfach ein bisschen ärgern und auf die Palme bringen.
"Mhh", überlegte ich - "Kommt natürlich drauf an wie lange wir unterwegs sind, aber Schminke, Tampons und die Pille wären nicht schlecht."
Die Pille wollte ich nicht zur Verhütung, sondern weil ich einfach gerne die Kontrolle über meine Periode hatte, da diese ohne die Pille sehr unregelmäßig war und ich immer starke Schmerzen hatte.
"Mir tut Sophie ja irgendwie Leid. Vielleicht könntest du dein Date mit ihr aufs Mittagessen vorziehen. Sie ist echt lieb, auch wenn sie ziemlich nervig ist", verlangte ich von ihm. Bestimmt hatte das arme Mädchen nicht oft ein Date.

Derek

"Eifersüchtig? Ich glaube du hast heute einen Clown gefrühstückt", meinte ich ausweichend.
Bei dem Wort 'Tampon' zuckte ich innerlich zusammen. Was für ein unschönes Wort. "Das war zu viel Information, Süße. Besorg dir, was immer du brauchst, aber bitte keine Einzelheiten."
Mit einem Seufzer hievte ich die Tüte mit meiner neuen Kleidung ins Auto und sperrte es danach wieder ab.
"Klar treff ich mich mit Sophie...wenn sie 10kg leichter ist und diese Kicher-Nummer nicht mehr abzieht. Das ist schon fast gruselig. Da würde ich ja schon fast lieber dich nehmen, als die", fügte ich noch hinzu. "Kommst du? Wir sollten aufhören so viel rum zu trödeln, damit wir bald wieder auf die Autobahn kommen."

Ariana

"Ach komm schon", verlangte ich von ihm - "Sophie tut mir echt Leid. Verbring bitte wenigstes das Mittagessen mit ihr und danach können wir auch sofort aufbrechen. Du musst ja nicht gleich mit ihr Sex haben. Sei einfach ein bisschen charmant zu ihr, das warst du doch eben auch schon. Bestimmt wurde sie schon oft sitzen gelassen. Du kannst dich doch nicht auch so einfach in die Reihe der Typen einreihen, die sie verließen."
Meine Augen durchbohrten seine mit Vorwürfen, obwohl ich ja eigentlich auch nicht besser war. Ich hatte ebenfalls vor Chris zu versetzten, doch bei mir war es auch was anderes, denn Chris wollte mich vermutlich nur vögeln. Wenn ich ihn sitzen gelassen hätte, wäre sein Selbstbewusstsein nicht so schnell zerstört gewesen wie bei seiner korpulenten Schwester.

Derek

"Ich habe kein Problem damit mich einzureihen. Aber wenn du unbedingt willst, hinterlasse ich ihr eine Nachricht. Ich könnte sagen das meine Tante oder Oma gestorben ist und wir unbedingt weiterfahren mussten. Die ist so naiv, die würde dass bestimmt auch glauben."
Meine wertvolle Zeit würde ich doch nicht opfern, nur damit sich irgendjemand ein kleines bisschen besser fühlte. Zwar konnte ich Arianas Sicht der Dinge auch nachvollziehen, aber bereit Sophie zu daten war ich auch nicht.
"Hast du nicht Schiss, dass uns dieser verrückte Arzt uns die Cops auf den Hals hetzt? Irgendwer wird sicherlich hinter uns her sein. Dieses neue, tödliche Virus ist anscheinend noch gar nicht bekannt. Deswegen wollen die uns garantiert zum Schweigen bringen. Glaub mir, ich habe genügend Filme gesehen, ich weiß Bescheid. Und selbst wenn ich übertreibe, bin ich lieber vorsichtig als nachsichtig. Später zu fahren könnte unseren Tod bedeuten", erklärte ich ihr dramatisch.

Ariana

"Ok", gab ich mich seufzend geschlafen - "Aber versprich mir, dass du Sophie eine Nachricht hinterlässt. Am besten wäre es jedoch, wenn du die persönlich aufsuchen würdest. Versprochen?"
Ich hielt ihm meinen kleinen Finger hin, damit er mir einen pinky promise erweisen konnte. Vielleicht war es kindisch sowas zu tun, aber mir gefiel es. Bevor meine Eltern starben, hatte ich immer einen pinky promise mit ihnen gemacht. Das war unser Ding gewesen, doch nun war es nur noch mein Ding. Ich war alleine und sie waren fort. Schnell verscheuchte ich die bösen Gedanken aus meinem Kopf. Derek und ich mussten jetzt erstmal einen Plan entwickeln, wie wir Chris und Sophie, sowie den Polizisten und Ärzten, entwischen können.

Derek

"Pinky Swear? Ist das dein voller Ernst?", fragte ich sie stirnrunzelnd. "Wie alt bist du? Acht?"
Augen verdrehend hakte ich meinen kleinen Finger um ihren. "Fertig? Ich hol jetzt was zum essen, ich sterbe vor Hunger."
Mal wieder ohne auf sie zu warten begab ich mich in Richtung Hütte. Mein Hunger war mittlerweile so groß, dass ich sogar Erbsen oder Spinat gegessen hätte. Ich nahm mir von einem Tisch eine Serviette und kritzelte mit einem Stift, der dort zufällig auch lag, eine Entschuldigung inklusive Ausrede für Sophie drauf.
Hoffentlich würde Ariana jetzt Ruhe geben. Wer war ich eigentlich, dass ich derartig nach ihren Regeln spielte?"

Ariana

Zufrieden folgte ich ihm in das kleine Restaurant und beobachtete aufmerksam wie er die Entschuldigung für Sophie mit kritzeliger Schrift auf eine billige Servierte schrieb.
"Eine Servierte? Dein Ernst?", fragte ich ihn schnippisch - "Eine Entschuldigung kann man nicht einfach auf so etwas schreiben. Ich dachte du hättest etwas mehr Klasse. Stimmt es eigentlich, dass du in Yale studierst? Wenn ja, dann solltest doch gerade du etwas mehr Niveau haben, das kann man ja wohl von einem Yale Studenten erwarten."
Ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass er in Yale studierte, wie er es Sophie erzählt hatte. Vermutlich hatte er sie einfach beeindrucken wollen. Ich selbst sehnte mich ebenfalls nach einer Elite-Uni und meine Noten waren gut gewesen in der Schule, doch ich traute mich nicht mich zu bewerben, denn dann würde ich mir Hoffnungen machen, die am Ende eh nicht erfüllt würden. Außerdem mochte ich meinen Job, obwohl er etwas unkonventionell war und viele Menschen schockte.

Derek

Ein weiteres Augenverdrehen konnte ich mir nicht verkneifen. "Hast du den gerade etwas besseres da?" Und ja, ich studiere in Yale. Das war nicht mein erste Wahl, aber die meines Vaters. Er ging vor mir dort hin und hat eine Menge Geld dorthin gespendet. Die können mich sozusagen nicht rausschmeißen, außer sie wollen ihren größten Wohltäter verlieren. So gesehen ist das recht praktisch", erklärte ich ihr während ich die Entschuldigung für Sophie fertig schrieb.

....einige Minuten später

Ich hatte die Serviette einem Kellner zugesteckt, der Sophie gut kannte und hatte mich danach vom Acker gemacht mit Ariana. Natürlich habe ich vor der Abfahrt mehrere Semmeln, einige Äpfel und mehrere Wiener mitgenommen. Außerdem noch etwas "Kaninchenfutter", also Salat usw., für Ariana.
Nun saßen wir wieder im Auto und befanden uns auf dem Weg zur Autobahn.