Lucie
Wieso musste er wirklich über alles und jeden seine Witze reißen, hm? Vor allem dann auch noch über Themen, die eigentlich so gar nicht lustig waren. Ich verstand ihn einfach nicht. "Jax, hör auf. Das ist echt gar nicht zum Lachen. Und außerdem machst du dich gerade auch über mich lustig" murmelte ich und schaute ihn mit meinen blauen Augen bittend an. Er sollte aufhören, das ins Lächerliche zu ziehen.
Denn als er damit anfing davon zu erzählen, was mit ihm geschehen war, bekam ich unwillkürlich Herzrasen. Er würde gebissen.. von einem Wolf.. und dann hatte es auch noch schlecht um ihn gestanden. Mit jedem Wort das er mir entgegen brachte, wurde ich ein wenig nervöser. Warum konnte ich nicht genau sagen, aber es war so. Und irgendwie wusste ich auch nicht, was ich davon halten sollte. "Du kannst dich also seitdem in einen Wolf.. verwandeln?" fragte ich ihn leise und atmete dann kurz tief durch. "Das heißt du könntest dich auch hier und jetzt vor mir verwandeln? Und Gideon kann das also auch?" fügte ich nach einigen Sekunden noch hinzu und zog die Beine dann aufs Sofa, um die Arme darum schlingen zu können. "Wieso hast du mir nie etwas davon erzählt, Jax? Ich dachte wir können uns gegenseitig vertrauen.." Hatte er tatsächlich Angst davor gehabt ich könnte es herumposaunen? Eigentlich müsste er mich doch besser kennen. Sehr viel besser. 

Lucie

Gut, dass das nichts war, was man einfach mal so nebenbei erwähnen konnte war mir schon klar. Wäre ich an seiner Stelle, würde ich das wohl auch nicht tun.. Und das bereitete mir gerade auch fast ein wenig ein schlechtes Gewissen.. immerhin hatte ich ihm gestern ja auch was verheimlicht. Von den Geistern wusste er nämlich auch nichts. Aber ich konnte mir ehrlicherweise nicht einmal selbst erklären, was es damit so richtig auf sich hatte.
Ich nickte auf seine Worte hin also erst einmal leicht mit dem Kopf, schaute ihn verständnisvoll an. Wobei ich bei seinem letzten Satz doch ein wenig.. nunja, unsicher wurde. "Was heißt, dass du es manchmal nicht unter Kontrolle hast? Und könntest du mir dann.. gefährlich werden?" fragte ich ihn leise und irgendwie fühlte ich mich unwohl dabei, ihm diese Frage gestellt zu haben. Er würde mir doch nichts tun, wenn er zu einem monströsen Wolf wurde- oder?

(Kein Problem ;D)

Lucie

Im Normalfall nicht.. Das hörte sich ja zugegebenermaßen irgendwie nicht allzu überzeugend an. Es war also nicht auszuschließen, dass er mir gefährlich werden könnte, wenn er sich verwandeln würde oder verwandelt hätte. Wobei es scheinbar.. selten war. Aber wer wusste schon, wie er auf mich reagierte als Wolf.. "Und was ist mit Gideon? Ich meine wenn du dich ausgerechnet mit ihm.. triffst, dann gibt es hier nicht gerade viele von euch, oder?" fragte ich ihn dann leise.
Auf seine nächsten Worte hin nickte ich allerdings ein wenig und lächelte ihn leicht an- ja, ich war froh, dass sich das jetzt zumindest einigermaßen geklärt hatte. Auch wenn ich mich wirklich noch an den Gedanken gewöhnen musste, dass mein bester Freund sich in einen riesigen Wolf verwandeln konnte. "Wenn ich dir damit irgendwie behilflich sein kann, dann sag es bitte, ja?"

Lucie

Jax war gestern leider wieder viel zu schnell gegangen. Ich mochte seine Gesellschaft und irgendwie war ich froh, dass sich das mit seiner.. speziellen Fähigkeit oder wie auch immer man dazu sagen sollte zumindest einigermaßen geklärt hatte. Es schwirrten zwar immer noch haufenweise Fragen in meinem Kopf über sein wölfisches Leben herum, aber ich wollte ihm auch Zeit geben sich daran zu gewöhnen, dass ich davon wusste.
Der Unterricht verging nur schleppend- er war zwar interessant, aber ich wurde immer wieder von einer.. speziellen Person abgelenkt. Gideon. Fast niemand mehr wollte neben ihm sitzen und dann war ich ziemlich oft die Einzige, die sich mehr oder weniger freiwillig neben den jungen Mann setzte. Manchmal war er sogar ganz nett, aber wiederum manchmal war er beinahe unausstehlich. Unausstehlich ignorant, besserwisserisch und.. einfach nervig. Oft genug spürte ich seinen Blick auf mir ruhen, was mich ehrlich gesagt ziemlich unruhig stimmte und was es mir schwer machte, ruhig auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Irgendwann ertönte dann aber die Schulglocke. Glücklicherweise. Also packte ich meine Sachen schnell zusammen und ging- wie so gut wie immer dicht gefolgt von Gideon- nach draußen auf den Schulflur, wo hoffentlich auch Jax bald auftauchen würde. "Hast du nicht mal Lust auf nen Kaffee?" fragte Gideon mich, was mir im ersten Moment nur ein Seufzen entlockte.

Lucie

Dieser Typ war einfach echt nur noch nervig. Und ehrlich gesagt wusste ich auch nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, nun, wo ich wusste, dass nicht nur Jax sich in einen monströsen Wolf verwandeln konnte, sondern auch Gideon. Außerdem wusste der Typ ja noch nicht einmal, dass ich unfreiwiliger Zeuge davon geworden war, als die beiden jungen Männer sich im Wald verwandelt hatten.
Als ich dann Jax den langen Flur entlang gehen sah, schaute ich ihm ein wenig verwundert hinterher, da wir uns ja eigentlich hatten treffen wollen. Wie immer eben. Momentan hatte er es aber auch mit dem Versetzen. Und so wie er sich durch die Scharen an Schülern kämpfte und einen Weg bahnte, wirkte es so, als hätte er wirklich schlechte Laune. Super. Was ihm wohl für eine Laus über die Leber gelaufen war? In Sekundenschnelle beschloss ich meinem besten Freund hinterherzulaufen, warf Gideon einen entschuldigenden Blick zu und setzte mich dann in Bewegung, um mich mit schnellen Schritten durch die vielen Schüler zu drängeln. "Jax!" rief ich dem jungen Mann hinterher, holte ihn dann auf dem Schulhof angekommen auch endlich ein. Ich rannte ihm hinterher, legte ihm dann eine Hand sanft auf die Schulter, als ich ihn eingeholt hatte. "Du scheinst mich momentan wirklich gern stehenzulassen.. Ist alles in Ordnung?" wollte ich dann von ihm wissen und hatte Mühe mit ihm mitzuhalten, da er es wirklich eilig zu haben schien. "Kannst du mal stehenbleiben?" Ich griff nach seinem Arm und zwang ihn mehr oder weniger dazu stehenzubleiben.

Lucie

Ich nahm seine Entschuldigung vorerst einfach einmal so hin und nickte lediglich ein wenig mit dem Kopf, wobei ich ihn mittlerweile auch schon wieder losgelassen hatte.
Dass er aber ausgerechnet nach diesem Gideon fragte, ob ich ihn denn gesehen hatte, verpasste mir ehrlich gesagt schon ein wenig einen Stich. Konnte es vielleicht ein klein wenig sein, dass er mir aus dem Weg gehen wollte? Ich presste meine Lippen einen Moment aufeinander und seufzte dann leise. "Der Typ folgt mir praktisch auf Schritt und Tritt, wenn du das meinst. Es wäre ein Wunder, wenn er nicht gleich wieder auftauchen würde" antwortete ich ihm und zuckte leicht mit den Schultern. 
"Jax, sei mir nicht böse, aber kann es sein, dass du nur noch Augen für diesen Typen hast? Ich würde auch gern ein wenig was von meinem besten Freund haben.." 

Lucie

Wenig war da eigentlich noch untertrieben. Er war nicht nur wenig für mich da, sondern versetzte mich andauernd auch nur noch. Bevor Gideon an der Schule aufgetaucht war, war es zwar auch ab und an mal vorgekommen, dass Jax vergessen hatte, dass er mich eigentlich hatte abholen wollen beziehungsweise dass wir uns hatten treffen wollen, aber seitdem dieser Typ da war, war alles irgendwie.. anders. Dabei verbrachte ich wirklich wahnsinnig gerne Zeit mit Jax. Normalerweise verging kaum ein Tag, an dem wir nicht Zeit miteinander verbrachten. Und jetzt wollte er mich mit einem Essen und einem Film abspeisen. "Mag schon sein, aber so wird es auch nicht besser. Und kreativer warst du auch schonmal" erwiderte ich seufzend und verzog das Gesicht leicht zu einer Grimasse.
Und dann war Gideon auch schon in Sichtweite. Und wie sollte es auch anders sein? Der Kerl kam direkt auf uns zu. "Ist mir egal was du machst, aber mach einfach was! Wahrscheinlich steht er bald noch in meinem Zimmer, ohne dass ich ihn reingelassen hab" murmelte ich Jax zu und zog ein wenig an seinem Arm. Konnten wir jetzt gehen? "Ich weiß nicht was er will. Er ist auf jeden Fall immer da wo ich bin."