Alexis

Nervös hibbelte sie herum. "Ja, aber ich glaube da hatte ich einfach ziemlich viel Glück." Nur äußerst ungern würde sie wieder auf dem Fenstersims herumbalancieren. Das sie dabei nicht heruntergefallen war, schob sie eher auf ihre Schutzengel und nicht auf ihr Können. Die näherkommenden Stimmen bestätigten ihr aber, dass sie kaum eine andere Wahl hatten.
Aber was würde passieren wenn sie unten waren? Das gesamte Gelände war umzäunt und am einzigen Ausgang befand sich das Sicherheitspersonal.
Schnell nahm sie sich ihren Rucksack von Miles, hing ihn sich um die Schultern und stieg aus dem Fenster. Wenn sie das einmal geschafft hatte, würde sie das bestimmt noch einmal schaffen. Hoffte sie jedenfalls.
Als sie schließlich auf dem Fenstersims stand, presste sie sich dicht an die Wand und befahl sich nicht nach unten zu sehen. Höhenangst hatte sie eigentlich nicht, aber ungesichert auf dieser Höhe würde ein Sturz auf jeden Fall ihren Tod bedeuten und sterben wollte sie noch nicht. Damit Miles auch Platz hatte, rückte sie langsam ein paar Schritte seitwärts, in Richtung Regenrinne.

Alexis

"Ich bin schon groß", brummte sie und ließ sich von ihm mehr oder weniger entlang schieben. Es war komisch Miles jetzt wieder so nahe zu sein, wo sie sich die letzten Wochen größtenteils ignoriert hatten.
Es grenzte an ein Wunder, dass Dick und Doof nicht an ihrem gewohnten Platz standen. Wahrscheinlich befanden sie sich im Haus und suchten ebenfalls im Haus nach ihnen. Schön blöd. Alexis würde sich jedoch nicht beschweren.
So schnell und leise es ging, liefen sie in leicht geduckter Haltung am Zaun entlang bis sie schließlich zum Tor kamen und von dort das Gelände verlassen konnten.
Mehrere schwarze Vans waren direkt vor dem Tor geparkt. Die Türen der Autos standen offen und sie konnten sehen, dass in jedem Auto nur noch die Fahrer saßen, welche sie noch nicht bemerkt hatten. Mal wieder war das Glück an ihrer Seite und sie konnten sich an den Fahrzeugen scheinbar unbemerkt vorbeischleichen. Sie kamen noch einige Meter voran, ehe eine laute und feste Stimme ertönte.
"Bleiben sie sofort stehen! Auf den Boden legen und Hände hinter den Rücken!", brüllte der Fahrer, der mittlerweile aus seiner Karre ausgestiegen war und eine Pistole auf sie richtete. Wie angewurzelt blieb Alexis stehen und drehte sich nun ganz zu ihm um.

Derek

Gemütlich lag er in seinem Bett, las eine interessante, wissenschaftliche Zeitschrift und trank nebenbei eine Tasse Tee. Diesen faulen Tag hatte er sich nach all der Büffelei auf jeden Fall verdient. Sogar die Sonne schien, wenn das nicht mal ein gutes Zeichen war.
Genau in dem Moment, wo er sich endlich mal richtig entspannen konnte, hörte er die gedämpften Stimmen und leisen Schritte von einigen - sicherlich unerwünschten - Personen von unten. Für heute waren keine Besucher angemeldet gewesen und ihr Sicherheitspersonal hätte ihnen Bescheid geben müssen, bevor jemand Unbefugtes das Gelände betreten konnte. Es sei denn...
Augenblicklich setzte er seine Tasse ab, legte die Fachzeitschrift nieder und schwang die Beine aus dem Bett. Warum immer genau an seinem faulen Tag?
Er riss die Türe auf und lief die Treppe hinunter, bis zum Eingangsbereich. Ungefähr ein Dutzend bewaffnete Regierungssoldaten - welche er am Abzeichen und an der seltsamen Mütze erkannte standen dort und sahen ihn mit entweder finsteren oder gleichgültigen Blicken an. Was hatte er bitteschön verbrochen?

Derek

Völlig durcheinander musste er mit ansehen, wie diese Drecksäcke Olivia unsanft packten und in Richtung Ausgang an ihm vorbei schoben. "Ich hab keine Ahnung! Das muss eine Verwechslung sein. Wir sind die Kinder des Senators, Oliva und Derek", versuchte er ruhig auf ihn einzureden und wich dem Mann mit einem Schritt nach hinten aus.
Dieser jedoch schnaubte nur belustigt und grinste ihm unverholen und dreckig ins Gesicht. "Wir wissen genau wer ihr seid. Alter - ich warte schon so lange darauf eine von euch schnöseligen Ratten hinter Gitter zu bringen. Verräterpack wie ihr habt es auch gar nicht anders verdient", meinte der breite Mann abfällig.
Okay. Hier ging irgendetwas gewaltig schief. Das alles musste ein riesiges Missverständnis sein. Der Soldat der vor ihm stand sah jedoch nicht so aus, als könnte man mit ihm vernünftig sprechen. Oder es war einfach nur ein schlechter Traum. Als der Mann wieder auf ihn zu kam, packte er Derek blitzschnell am Arm und verdrehte ihn ihm auf dem Rücken. Knurrend rammte er dem Soldaten seinen Ellbogen in die Seite und rannte auf den Mann zu, der seine Schwester immer noch festgenommen hatte.
Keiner würde seine Schwester anfassen, nicht, wenn er seine Hand behalten wollte. Vielleicht war er ein schnöseliger, reicher Kerl - der im übrigen vielleicht mehr Kampfsport anstatt Chemieexperimente hätte machen sollen - aber so etwas ließ er sich nicht gefallen.
Bevor jedoch zum Schlag ausholen konnte, verpasste ihm jemand einen gezielten Tritt in die Kniekehlen. Überrascht fiel er auf die Knie. Drei Männer standen jetzt hinter ihm und einer von ihnen hielt ihm den Hinterlauf einer Pistole an den Kopf.
"Wenn du noch einmal etwas machst, das mir nicht gefällt, puste ich dir den Schädel weg", raunte ihm einer der Soldaten ins Ohr.

Alexis

Wütend legte sie sich auf den Boden. Wenn sie nur einen Tag früher gegangen wären, wäre das nicht passiert. Es hätte ihnen schon vorher irgendetwas verdächtiges auffallen müssen. Sie hätte einfach selbst mehr die Augen aufhalten müssen, dabei war sie die ganze Zeit viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen.
Die spitzen Kiessteinchen bohrten sich in ihre Handflächen, als sie Kopf abstütze. Ihr Blick war wie hypnotisiert auf den Fahrer mit der Pistole gerichtet. Er musste nur abdrücke und innerhalb von Sekunden wäre alles vorbei. Außer er schoss daneben, dann könnte sie auch sehr langsam verbluten, was wahrscheinlich ziemlich schmerzhaft war. Kein Tod den sie sich wünschte.
Mit dem Mann zu reden war wohl keine gute Idee, so nervös wie der bereits aussah könnte er genauso gut aus versehen den Abzug betätigen. Die Waffe in seiner Hand zitterte leicht und auf seiner Stirn bildeten sich bereits Schweißperlchen.
"Okay, also du-", er fuchtelte mit der Knarre in Richtung Miles. "darfst jetzt ganz langsam in den Wagen dort hinten einsteigen. Und keine Dummheiten! Deine kleine Freundin behalte ich bei mir, bis du im schön angekettet im Van sitzt."

Derek

Von zwei Männern wurde er wieder auf die Füße hochgezerrt. Sie verdrehten ihm die Arme hinter dem Rücken und legten ihm anschließend Handschellen an. Ganz persönlich würde er dafür sorgen, dass sie alle nicht nur ihren Job verlieren würden, sondern auch alles andere was ihnen lieb und teuer war.
Trotzdem ging er mehr oder weniger brav mit ihnen mit, nach draußen und auf mehrere schwarze Vans zu. Dabei drehte er den Kopf immer so, dass er seine Schwester gut im Blickfeld hatte. Mit Blicken versuchte er ihr klar zu machen, dass sie sich still verhalten sollten. Die Soldaten zu provozieren wäre kein kluger Schachzug, obwohl er im Moment nichts lieber als das machen würde. Kochend vor Wut ballte er seine Hände zu Fäuste und zwang sich tief ein und aus zu atmen. In solchen Situationen konnte er souveräner sein als es ihm lieb war. Er konnte sich gut ausmalen, was er jetzt gerne mit ihnen machen würde. Mit nur einem Messer konnte er ihnen so grausame Schmerzen zufügen und foltern, dass sie ihn darum anbetteln würden ihn zu töten.
Den Blick hatte er auf den Boden vor sich gerichtet und ließ sich in eines der schwarzen Autos stoßen.

Alexis

Fieberhaft überlegte sie, was sie machen konnte. Hier lag kein Stein, der groß genug war um den Fahrer verletzen zu können - abgesehen davon, dass er sie zuerst erschießen würde bevor sie ihn überhaupt treffen könnte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als still auf dem Boden zu liegen und abzuwarten.
"Na los!", brüllte er aufgeregt. "Beweg dich, oder willst du als Erster sterben?"
Mit dem Handrücken wischte er sich den glänzenden Schweißfilm von der Stirn. Er versuchte die Pistole fester in den Griff zu nehmen, wobei sich aus Versehen ein Schuss löste und Miles dabei knapp verfehlte.
Vor Schreck entfuhr Alexis ein Schrei, während ihr Herz einen Moment aussetzte um nur kurz darauf doppelt so schnell weiter zuschlagen. Der Knall war so laut gewesen, dass es noch immer in ihren Ohren klingelte und sie sich reflexartig die Ohren zu hielt.

Alexis

Nachdem Miles widerstandslos in den Wagen eingestiegen war, kam der nervöse Typ jetzt auf sie zu und befahl ihr Miles zu folgen. Zu versuchen ihn umzustimmen war jetzt eh unmöglich, da jetzt mehrere finster dreinblickende Soldaten anmarschierten welche Derek in ihrer Mitte gefangen hatten.
Völlig verwirrt sah sie ihm nach, wie er schließlich ebenfalls in einen Van abgeführt wurde. Was hatten die denn verbrochen? Wo war der Senator? Sollte der seine Kinder nicht aus dem Knast wieder rausholen?
Langsam, ohne den verrückten Fahrer auf dumme Gedanken kommen zu lassen, stand sie auf, ging zum Van und setzte sich gegenüber von Miles. Ein sehr breitschultriger Soldat stieg zu ihnen ein und befestigte er bei Miles Handschellen und dann bei ihr. Unsanft stellte er die eisernen Fesseln so eng wie möglich ein. Danach saß er stumm auf seinem Platz mit geradem Rücken und den Blick nach vorne gerichtet.
Was würde jetzt passieren? An Flucht war hier drinnen nicht zu denken und wenn sie erst einmal hinter Gittern waren, hatten sie sicherlich keine Möglichkeit mehr zu entkommen. Bestimmt würden sie vor den Mauern landen, bei den Kannibalen. Aber welche kleine Ratte hatte sie verraten? Viele Leute kamen nicht in Frage.
Zwar wünschte sie sich für Miles einen sichereren Ort als hier, war aber trotzdem froh das sie die Scheiße nicht allein durchmachen musste. Wenn sie jetzt allein gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich schon völlig verzweifelt.

// Derek lass ich jetzt mal weg, da fällt mir nicht viel ein (: