Lucie

Gut, dass seine Mutter Vegetarierin war wusste ich schon- immerhin war ich hier auch nicht mehr wirklich eine Fremde und ich hatte schon oft genug bei Jax' Familie mit zu Abend gegessen. Sein Vater war eigentlich das genaue Gegenteil zu seiner Mutter. Bei Jax' Worten verzog ich dann allerdings doch erst einmal mein Gesicht zu einer Grimasse und streckte ein wenig angeekelt meine Zunge raus. "Nein, darauf kann ich verzichten.. Ich hatte eigentlich gehofft was anderes in eurer Gefriertruhe zu finden, aber dann lassen wir das lieber" meinte ich und zuckte dann leicht mit den schmalen Schultern, bevor ich einfach an dem jungen Mann vorbei ging und in den kleinen Nebenraum der Küche ging, der die Vorratskammer darstellte. Da waren dann auch doch noch einige Sachen zu finden. "Hmm.. wie wär's mit Schinkennudeln? Schinken war glaub ich noch ein bisschen im Kühlschrank, oder? Und Tomaten sind auch da, da kann man 'ne Soße draus machen?"

Lucie

Gut, dann würde es jetzt eben Schinkennudeln und Tomatensoße geben, schmeckte immerhin auch und dafür war noch alles im Haus. Als Jax meinte, dass er schonmal die Töpfe rausholen würde, nickte ich nur leicht, bevor ich mir die Packung Nudeln, als auch die Tomaten und die ganzen restlichen Zutaten schnappte, um damit wieder aus der Vorratskammer zu gehen und um wenig später alles in der Küche auf die Ablage zu legen.
Mein Blick glitt kurz zu Jax, der im angrenzenden Esszimmer bereits den Tisch deckte- Töpfe hatte er tatsächlich schon rausgeholt- sodass ich schonmal Wasser heißmachen konnte. Dann holte ich ein Schneidbrett raus und schälte eine Zwiebel, um sie dann mit einem scharfen Messer klein zu schneiden. Dabei schnitt ich mir allerdings in den Finger. "Verflucht!" gab ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und presste dann die Lippen aufeinander. Es blutete zwar nicht sehr, da es nur ein kleinenr Schnitt war, aber dennoch schnappte ich mir eine Serviette von der Ablage- die standen eben in Reichweite- und hielt sie mir auf den Finger, als ich Jax auch schon rufen hörte. Ein wenig irritiert sah ich von meinem Finger auf, lauschte, aber er rief nicht nochmal. Was mir Sorgen machte, war, dass seine Stimme sich irgendwie.. anders angehört hatte. Inwiefern anders konnte ich nicht sagen, aber es war einfach komisch. Deshalb ging ich auch durch das Esszimmer ins Wohnzimmer, wo Jax wie festgefroren vor dem Kamin stand. "Jax? Ist alles okay?" wollte ich dann mit ruhiger Stimme von ihm wissen.

Lucie

Nein, irgendwas stimmte da ganz und gar nicht. Jax verhielt sich nicht wie.. Jax. Wie der normale Jax eben. Außerdem fühlte es sich hier drin im Wohnzimmer trotz des flackernden Feuers im Kamin irgendwie absolut kalt an. Im ersten Moment reagierte Jax überhaupt nicht, doch dann grinste er auf einmal ziemlich breit und kam mit großen, zielstrebigen Schritten auf mich zu. Was..? "Was ist denn los?" wollte ich abermals von ihm wissen, doch da war er schon längst bei mir und hatte mich mit einem Ruck an sich gezogen. Seine leise, raue Stimme und noch dazu seine Worte ließen es mir eiskalt den Rücken hinabrutschen. Was hatte er denn jetzt auf einmal? Drehte er jetzt völlig durch? Irgendwas war da gerade eindeutig vollkommen komisch. Ich stemmte meine Hände gegen seine Brust, versuchte mich von ihm wegzudrücken, schaffte es aber nicht, gegen seinen festen Griff anzukommen. "Jax.. ich muss das Essen machen, das Wasser kocht bestimmt schon längst.." gab ich ruhig von mir, schaute ihm in seine seltsam veränderten Augen. Wurde er gerade wieder zum Wolf? Aber seine letzte Verwandlung war ganz anders abgelaufen..

Lucie

Ehrlich gesagt verstand ich nicht so recht, was das jetzt sollte.. Vor ein paar Minuten hatte er mir doch noch gesagt, dass er es langsam angehen wollte, dass er nichts überstürzen wollte und dass wir uns einfach einen gemütlichen Abend machen wollten. Und jetzt? Jetzt wirkte er im einen Moment verärgert und im nächsten Moment meinte er auf einmal, dass wir füreinander geschaffen waren. Irgendwas war an der ganzen Situation komisch, vor allem auch, weil es irgendwie kühl hier drin war. Aber dann war da wieder sein leicht schiefes, für ihn absolut typisches Lächeln. Zu gerne hätte ich es genossen, diese zarte Berührung an meiner Wange, aber mein Herz schlug schnell gegen meine Brust, während ich meine Hände immer noch gegen seine Brust stemmte. Die Serviette war längst irgendwo flattern gegangen, war jetzt aber auch eh egal, dass ich mir in den Finger geschnitten hatte. Das war vollkommen in den Hintergrund gerückt. Als er mir dann auch noch mehr oder weniger das Blaue vom Himmel versprach.. ich kam mir absolut dämlich vor und Jax' Verhalten war auch alles andere als normal. "Jax.. was soll das? Ich dachte wir wollten kochen und.. und nichts überstürzen?"

Lucie

Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? Vor ein paar Minuten und gestern hatte er doch noch die ganze Zeit über gemeint, dass er das nicht konnte und dass wir es wenn dann überhaupt erstmal langsam angehen sollten. Ich kannte Jax mittlerweile gut genug, normalerweise änderte er solch eine Meinung nicht von einer auf die andere Sekunde. Ich glaubte ihm das nicht. Das ging einfach nicht, außerdem hatte ich da dieses komische, mulmige Gefühl in der Magengegend. Und wenn ich das hatte, dann war es wirklich sehr, sehr selten, dass ich mich über irgendwas täuschte. Aber was war dann los mit ihm? Wollte er mich einfach nur veräppeln? Dazu wirkte er aber viel zu ernst.
Seine Berührung auf meinem Rücken ließ mich zusammenzucken, bestärkte den eiskalten Schauer auf meinem Rücken nur noch mehr, während es sich gleichermaßen aber auch irgendwie gut anfühlte. Aber nein! "Hör auf, Jax.. Ich will nichts überstürzen, okay? Nicht nochmal. Lass uns jetzt einfach kochen und den Abend einfach.. langsam angehen" versuchte ich auf ihn einzureden, drückte nochmal fester gegen seine Brust und lehnte mich so ein wenig von ihm weg, gegen seine Umarmung. "Ich will nicht noch mehr zwischen uns zerstören als eh schon."

Lucie

Irgendwas war immer noch komisch, mir gefiel diese Situation rein gar nicht, aber immerhin ließ er mich jetzt wieder los- wenn auch eher widerwillig. Ich machte einen Schritt zurück, beobachtete ihn dann aber dabei, wie er zu dem im Topf brodelnden Wasser lief, um den Herd darunter auszuschalten. Wollten wir nicht eigentlich kochen? Ehrlich gesagt verwirrte er mich gerade vollkommen mit seinem seltsamen Verhalten.
Seine folgenden Worte stimmten mich dann aber doch noch ein wenig milder. Zwar war da immer noch diese schreiende Stimme in meinem Hinterkopf, dass Jax absolut komisch drauf war, aber seine Entschuldigung nahm ich dann doch erst einmal an. "Na gut.. Ich möchte den Abend einfach nur genießen, tut mir leid, Jax" murmelte ich dann und seufzte anschließend leise, sodass meine schmalen Schultern dann doch ein wenig erleichtert nach unten sackten.
"Und was für ein kleiner Snack? Es ist ja nicht mehr viel da, du hast ja alles schon aufgegessen" gab ich dann mit einem leichten Lächeln von mir und schaute in seine irgendwie anders wirkenden Augen. Oder bildete ich mir das nur ein und es war so wie immer?

Lucie

Also irgendwie kam ich mit seinem Verhalten gerade immer noch nicht so ganz klar. Irgendwas war noch immer komisch, wenn auch nicht mehr gar so sehr wir kurz zuvor, als er mich noch in seiner Umarmung gehalten hatte und auf mich eingeredet hatte wie als würde er aus einem absolut kitschigen Roman vorlesen.
"Kannst du mal aufhören so geschwollen zu reden? Das ist echt irritierend" gab ich dann ruhig auf seine Worte zur Antwort und zuckte leicht mit den Schultern. "Und ja, meinetwegen können wir uns ein paar Erdbeeren holen" meinte ich dann noch und lächelte den jungen Mann leicht an, bevor ich in Richtung Tür lief, die auf die Terrasse führte. Von dort aus konnte man dann auch direkt in den Garten gehen und im Garten ein paar Erdbeeren pflücken.

Lucie

Oh man, war das jetzt echt sein ernst? Seufzend schüttelte ich auf seine Worte hin nur den Kopf. Was sollte ich denn dazu jetzt bitte noch sagen? Das war nicht weniger geschwollen gesagt, sondern gleich doppelt so viel, aber gut, wahrscheinlich würde er das noch weiter so machen, wenn ich jetzt noch weiter dagegen reden würde. Dann würde er mich nur noch mehr damit aufziehen wollen.
Nach einigen Minuten hatten wir im Garten schließlich einige Erdbeeren gepflückt, die wir in einer Schüssel gesammelt hatten. Anschließend folgte ich Jax wieder nach drinnen ins Haus und anschließend ins Wohnzimmer, wo er die Schüssel mit den roten, süßen Früchten auf den Couchtisch stellte. "Wollen wir dann gleich einen Film schauen?" wollte ich dann von ihm wissen, schnappte mir dann aber doch aus der Schüssel eine Erdbeere und schob sie mir in den Mund, während mein Blick auf dem jungen Mann ruhte.