Jax

Mit der Hoffnung nicht alles noch schlimmer zu machen, ging er einen kleinen Schritt auf sie zu. Zwar konnte er sich vorstellen wie scheiße so eine Situation sein musste, andererseits konnte er sich nicht ganz in sie hineinversetzen. Jax konnte sich an kein einziges Mal erinnern, dass er zurückgewiesen wurde. Sei es nun ein Mädchen oder ein Wunsch an seine Eltern. Man konnte ihn also auch als verwöhnt bezeichnen, obwohl das nicht ganz stimmte, da er sich weder als Bonzensöhnchen aufspielte noch damit in irgendeiner Weise angab.
"Was hältst du davon wenn wir dem ganzen eine Chance geben? Wenn wir uns einen Film reinziehen oder so und einfach schauen ob sich etwas ergibt? Wer weiß, vielleicht sind wir einfach als Freunde besser zusammen oder anders rum."
Hilflos zuckte er mit den Schultern. Etwas anderes fiel ihm nicht ein und Lucie musste zugeben, dass sein Vorschlag doch fair war, oder?

Jax

Er verstand natürlich was sie meinte, aber was sollte er denn sonst machen? "Lucie, für mich warst du eben immer meine kleine Schwester, es ist nicht so leicht dich von dem einen auf den anderen Moment anders zu sehen. Aber ich versuche es. Und ob ich etwas fühle weiß ich nicht, das kann ich erst sagen wenn wir es...ausprobieren."
Genauso wie er es sagte, war es für ihn. Wirklich besser konnte er es nicht in Worte fassen. Wenn Lucie etwas erreichen wollte, dann musste auch sie einen Schritt auf ihn zu machen. Kompromisse schließen. Wer weiß, vielleicht klappte es zwischen ihnen ja. Es war für Jax einfach nur nicht so leicht vorzustellen, da er eben nicht so der Beziehungsmensch war.

Jax

Er sah wie sie mit sich rang, die Möglichkeiten abwägte und sich schließlich entschied. Jedoch wusste er nicht ob er erleichtert sein sollte oder besorgt. Das konnte schließlich auch nach hinten losgehen.
"Willst du heute Abend dann den DVD-Abend nachholen?Natürlich können wir auch was anderes machen...ich hab da noch so ein altes Hexenbrett, du weißt schon, um mit Geistern zu kommunizieren und so."
Jax zuckte mit den Schultern. Die Hexenbrettgeschichte fand er irgendwie cool, andererseits auch gruselig. War das nicht der Anfang jeder Horrorgeschichter? Zwei Jugendliche die sich einen Scherz erlauben und am Ende in ihrem eigenen Blut baden. Vor allem bei den Dingen, die sie beide bereits wussten.

Jax

"Klar, wie du möchtest. Wenn du so weit bist kannst du ja einfach rüberkommen, ich bleib wohl den ganzen Tag hier. Ich muss noch Schulkram erledigen und so, von dem her."
In Gedanken ging er bereits alle möglichen Filme durch, die er mit Lucie sehen könnte. Ein Horror- oder Psychofilm kam nicht infrage, genauso wenig wie eine beschissene Schnulze oder ein Drama, er hatte nicht vor eine Rotz und Wasser heulende Lucie neben sich sitzen zu haben. Sie hatten ja schließlich schon ihr ganz persönliches Drama. Vielleicht ein guter Actionfilm? Einen Klassiker am besten. Jax war meganervös, auch wenn er versuchte es hinter seinem hervorragenden Pokerface zu verstecken.

Jax

Nachdem Lucie ihre Habseligkeiten eingesammelt hatte und wieder nach Hause gegangen ist, hatte er sich doch tatsächlich hingesetzt und für die Schule gelernt. Die kam nämlich sonst immer zu kurz. Er lernte natürlich nicht durchgehend, nebenbei räumte er sein Zimmer auf und ordnete alles einigermaßen. Das war auch so eine Art Ablenkung, Jax wollte sich nicht stundenlang mit sämtlichen "wenn" und "abers" herumschlagen. Dann würde er sich nur unnötig verrückt machen.
Bevor Lucie kam richtete er alles für den gemeinsamen DVD-Abend her - so wie immer eben. Sich wie immer zu verhalten kam ihm am natürlichsten vor, weshalb er nichts großartig veränderte. Abgesehen von einer Kerze, die er auf den Couchtisch stellte.
Als es klingelte, fuhr er sich nochmal nervös durch die Haare, sodass sie ihm nicht ins Gesicht hingen. Mit großen Schritten näherte er sich der Türe und öffnete die nach ein paar Sekunden Zögern.

Jax

Wahrscheinlich versuchte er schon fast zu sehr ungezwungen zu wirken. Also wirkte jetzt seine Ungezwungenheit schon gezwungenhaft, was sie ja eigentlich auch war.
"Hast du Hunger oder so? Ich kann uns Pizza bestellen wenn du willst", schlug er vor und kratzte sich nervös am Kinn. Er hatte keine Ahnung wie er diesen Abend lebendig hinter sich bringen sollte. Jax hatte das Gefühl, dass er so und so alles falsch machen würde. Als wäre sozusagen schon alles in Stein gemeißelt. Alles was er wollte, war das alles wie vorher war. Aber was, wenn es mit Lucie vielleicht sogar noch besser sein würde? Obwohl sich doch nicht so viel ändern würde, oder? Was Beziehungen anging kannte er sich gar nicht aus. Und genau jetzt musste er sich an die warnenden Worte seines Kumpels erinnern, der ihm mal gesagt hatte das einfach nur eine Freundschaft zwischen Typen und Mädchen unmöglich war, da früher oder später einer mehr empfinden würde. Das hatte er natürlich nie gelaubt, schließlich waren Lucie und er der lebendige Beweis dafür gewesen, bis jetzt...

Jax

"Oh, stimmt." Kurz überlegte er, ob sie genügend Sachen hatten um irgendetwas zu kochen. Seit seine Eltern weg waren, hatte er kein einziges Mal eingekauft. Aber irgendetwas würde sich schon finden lassen. "Kochen klingt gut. Wir müssen nur ein wenig kreativ werden was die Zutaten betrifft", willigte er ein und öffnete den fast leeren Kühlschrank um seine Worte noch einmal zu unterstreichen. "Also Chefkoch Lucie, was hast du so im Sinn?", witzelte er mit einem frechen Grinsen.
Nebenbei schaltete er Musik ein, seine 90s Playlist, die schön im Hintergrund lief. Das entspannte auf jeden Fall ein wenig und so wurde auch die berühmte peinliche Stimme schon einmal so gut wie unmöglich gemacht.
Lucies Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie genauso angespannt oder nervös war wie er. Sie kam ihm auch viel zögerlicher und nachdenklicher vor also sonst immer.

Jax

Schuldig lächelte er. "Ich fürchte schon. Nur das Bohnenzeug hab ich dort gelassen, aber die mag eh niemand außer meiner Mutter. Ich hätte echt schon längst wieder einkaufen fahren sollen aber irgendwie bin ich wohl nie dazu gekommen...oder hatte keine Lust. Und im Keller findest du nur Teile von irgendwelchen toten Tieren, also wenn du auf Niere und Herz stehst, dann werden wir mit Sicherheit fündig."
Seine Eltern waren - was Essen anging - ziemlich seltsam drauf. Da gab es auf der einen Seite seine Mutter, leidenschaftliche Vegetarierin, die sich fast nur von Grünzeug ernährte und seinen Vater auf der anderen Seite, der in jedem Tier sein Mittagessen sah. Jax selbst war relativ unkompliziert und konnte sich - wenn er wollte - wochenlang nur von Pizza und Döner ernähren. Irgendwann wurde es aber auch ihm dann zu viel.